Irreführend. Ja, irreführend ist das, was Kaffkiez machen. Wer beim Bandnamen an eine Band aus dem Hamburger Umland denkt, liegt weit daneben. Ziemlich genau 850 km daneben. Die fünf Musiker aus der oberbayrischen Voralpenmetropole Rosenheim, im schönen Chiemgau gelegen, kennen sich mit Irreführung bereits aus.

So hat man 2020 den Bandnamen und den Sound der Band geändert und schon findet man sich im dialektfreien Indie-Pop-Kosmos wieder. Das erste Album, passenderweise “Alles auf Anfang” betitelt, bot auch live dargeboten reichlich Gelegenheiten zum Feiern.

Den Ruf als hervorragende Liveband wollen die Rosenheimer auch mit dem neuen Album “Ekstase” bestätigen. 13 neue Gelegenheiten zum Tanzen und Feiern bietet die Band, darunter der poppige Indierockschemata und Livebandvorurteile bedienende Opener “Alles Nur Gelogen”.

Die Quarterlife-Krise wird mit “Mitte 20” und einem schmissigen Chorus zelebriert, der die Freiheit feiert. Wer selbst mitten in der Midlife Crisis steckt, kann über die besungenen Themen nur noch milde lächeln. Aber hallo, man war ja auch mal Mitte 20 und kennt den Drang nach Selbstbestimmung und Freiheit.

Nach Gitarrenpop Schema F und dank Johannes Eisners markanter Stimme wandern Titel wie “Die Sonne Scheint” und “Schrei Es Raus” zielgerichtet ins Gehör.

Akustischer und etwas auf die Bremse tretend, weiß die Band auch mit “Zum Ersten Mal Nice” zu überzeugen. Hier gräbt sich Eisners Stimme rauh in die Pianobegleitung, wandelt im Refrain auf AnnenMayKantereit-Pfaden und gefällt mit sympathischem Textwerk.

Nachdem der Titel langsam atmend endet, beweist die Band “Mut”. Der mit Synthie angereicherte Popsong mit der klassischen Tanztaktung gehört zwar sicher nicht zu den Albumhighlights, eignet sich aber gut zum Beine-Vertreten.

“Sommer Mit Dir” schlägt balladeske Töne an. Wieder weiß sich Eisners Stimme mit dem Klavier zu vermählen. Das gefühlvolle Storytelling wogt langsam im Schwof der Sehnsucht.

Eine ruhige Seite der Band, die man später mit der Akustikgitarre bei “Zeit” nochmal heraufbeschwört. Schnell findet die Band wieder zurück zur Indie-Pop-Seligkeit.

Mit schmissigem Pianointro und ebenso eingängigem Refrain beweist “Scooter” Hitqualitäten. Das zurückgelehnte “Ihr Seid Zuhaus” gibt sich zwar ziellos umherstreifend, fährt musikalisch aber die Ohrwurmeinbahnstrasse.

“Wie Du Lachst” und “Ich Lüge” zehren von Eisners Stimme und speziell letzterer Titel von seiner textlichen Bejahung des Singlelifestyles.

Ein letztes Mal ganz großes Ohrenkino bietet “Galaxis”, das raketengleich sofort zündend startet. Ein Titel, der das Leben und sich selbst feiert und diese Begeisterung auch zu vermitteln vermag.

Kaffkiez zeigen ihre Qualitäten mit Titeln, die nach Sommer, Sonne, mehrkehlig wiedergegebenen Emotionen und guter Laune klingen. Das mag nicht besonders vielseitig sein, aber ist zielgerichtet. Zumindest etwas, das nicht irreführend ist.

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