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Tapir! – The Pilgrim, Their God, And The King Of My Decrepit Mountain

Auf welch eine Reise uns Tapir! hier nur schicken! Und auf welche Reise sich die Band aus London selbst auf ihrem ersten Album macht.

“The Pilgrim, Their God, And The King Of My Decrepit Mountain”, alleine der Titel klingt bereits narrativ, er klingt nach einer Erzählung aus drei Akten, er klingt nach Abenteuer und großen wie kleinen Schicksalen.

Und genau das ist auch das Debütalbum des britischen Sextetts. Passend dazu erschien die Platte in drei EP-Teilen: Jede EP ist nach einer der drei Figuren benannt, wie ihr Inhalt ist auch der musikalische Fokus jedes Parts neu und ganz einzigartig in Relation zu den anderen beiden.

“The Pilgrim” macht den Anfang: Der Pilger ist ein nicht näher erkennbares, rotes Wesen, das durch fantastisch wirkende Landschaften streift, die etwas Tolkien-sches an sich haben, jedoch ganz eigene Akzente und Stimmungen mit sich bringt.

Dafür verantwortlich ist die musikalische Gestaltung der Songs, die irgendwo zwischen traditionellem Folk, weitläufigem Country-Pop à la Wilco und einem gänzlich befremdlichen Faktor X aus der Richtung Art-Pop zu verorten ist.

So sonderbar die Mischung zwischen Akustikgitarren, wilden Bläsern und einer unheimlichen Menge an Atmosphäre auch ist, sie wirkt mit einer ordentlichen Wucht. Die Songs erzeugen Bilder im Kopf, wie es sonst nur der Soundtrack eines Films kann, den man schon tausendmal gesehen hat.

“The Pilgrim, Their God, And The King Of My Decrepit Mountain” ist aber kein Soundtrack. Das Album begleitet keine Geschichte, es ist die Geschichte. Zwischen den rührenden, verträumten und nachdenklichen Melodien versteckt sich ein Abenteuer, das voll von Aufbruchsstimmung, herzlichen Begegnungen mit Fremden und Fernweh ist.

Der Ausgang der Reise ist ungewiss, der Pilger ließ sich lediglich von Intuition und Emotionen führen und findet sich erst auf hoher See, dann in den Weiten des Alls über ihm. Die Songs reißen durch ihre Gutmütigkeit und Verschrobenheit mit.

Unweigerlich zieht es einen in die Geschichte. Nicht, weil sie ein glorreicher Heldenepos ist, sondern weil die Klanglandschaften Lust auf die Szenerien macht, die der Pilger sieht. Man möchte Seite an Seite mit ihm wandern, einfach weil die Musik dazu so lieblich und schön klingt.

Tapir! sind darauf bedacht, ihre Geschichte immer weiter auszuschmücken. “The Pilgrim, Their God, And The King Of My Decrepit Mountain” ist ein multimediales Kunstwerk geworden, das möglichst viele Sinne ansprechen und Emotionen wecken soll, die man längst vergessen hatte oder von denen man gar nichts wusste.

“The Pilgrim, Their God, And The King Of My Decrepit Mountain” ist kein Fantasy im traditionellen Sinne. Sicher, die Welt des Pilgers ist nicht unsere und man trifft beim Hören einige seltsame Situationen an. Das Album ist aber eine Reise zum eigenen Ich.

Mit jeder neuen Begegnung wächst man mit und versteht auf einmal vieles. Vielleicht nicht unbedingt, warum man sich aufgemacht hat, diese Welt zu erkunden – aber vielleicht, wer man selbst ist. Tapir! haben hier eine ganz große Welt und vor allem ein großartiges, vielschichtiges Album dazu kreiert.

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