Ein kleiner Rückblick: Tom Odell, der mit gefühlvollen Balladen in den 2010er-Jahren vermutlich mindestens jede zweite Trennung musikalisch begleiten durfte, hat sich über die letzten Jahre und Alben mehr und mehr zu einem Popstar entwickelt, der nach mehr sucht.
Mehr Gefühle, mehr Euphorie, mehr Schmerz, mehr von Allem hat seinen Weg auf „Wrong Crowd“ und „Monsters“ geschafft, um nur zwei Alben des Briten zu nennen. Das ging mitunter so weit, dass wir in letzterem Album schon gar nicht mehr so genau wussten, was daran eigentlich noch Tom Odell war, und was ein bloßes Experiment.
Jetzt sind wir zwar nicht unbedingt Fans davon, die Namen von Künstler*innen als Adjektive zu missbrauchen, die dann wiederum unsere Erwartungshaltung an sie moderieren. Und trotzdem können wir uns kaum verkneifen, Tom Odells neustes Album „Black Friday“ genau so zu beschreiben. Klingt so Tom Odell wie schon lang nicht mehr – oder sogar noch nie.
Denn auf „Black Friday“ besingt Odell nicht die Preisschlacht im November, der wir nur wenig Romantik abstrotzen können, sondern Odells ganz persönliche Seite.
Authentisch, akustisch und mit eindringlichen Texten trauert Tom Odell auf „Black Friday“, entfacht dabei wieder die Melancholie, die eintritt, wenn eine vergangene Beziehung in der eigenen Erinnerung noch weiterlebt.
Dann geht es um Selbstreflexion, die Bitte darum, sich doch noch einmal zu sehen und zu reden. Es geht um den Moment der Trennung, der bis zu der Sekunde ein ganz gewöhnlicher war und sich urplötzlich zu einem Wendepunkt wandelt, zu einem Portal in eine andere Zeit, eine andere Empfindung.
Dabei taucht auf „Black Friday“ immer wieder auch ein intimes Lachen Odells auf, der sich damit im Studio wohl bewusst gegen die aalglatte Überproduktion entschied, die ihm immer wieder vorgeworfen wurde.
Stattdessen soll es authentisch sein – und das gelingt. „Black Friday“ ist sensible, mitreißende und beizeiten sogar humorvolle Musik für Momente der ganz persönlichen Trauer und Selbstreflexion.