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Vera Sola – Peacemaker

Da kommt zusammen, was zusammengehört: Vera Sola steht nun bei den fein kuratierenden Indie-Checkern von City Slang unter Vertrag. Dort legt sie mit ihrem neuen Album sämtliche Maßstäbe für folkigen Art-Pop, Alternative-Country und bluesigen Kammerrock in 2024 auf einmal fest.

Nicht, dass sich die amerikanisch-kanadische Multiinstrumentalistin zu sehr an jemandes Erfolgsformel orientiert. Es sorgt allein ihr Ausnahmetalent, das in der Grandezza ihrer Stimme gipfelt, bereits für eine unbedingte Eigenständigkeit. Gleichermaßen wirkt alles auf Anhieb vertraut.

„Desire Path“ etwa malt mit Streichern grenzüberschreitende Verbindungen, die unmittelbar funktionieren, ohne dass sich das Publikum etwas erarbeiten müsste.

Wo sich Komplexität auf fassliche Weise äußert, ist dennoch stets der Wille zur Freiform erkennbar, die Parallelen zu Fiona Apple, PJ Harvey oder Weyes Blood zieht.

Das phänomenale Triumvirat der ersten drei Songs zelebriert bereits eine stilistische Vielfalt, die Solas kombinatorische Möglichkeiten auf einem Schachbrett ausbreiten. Nick Cave gleich erzählen die Gitarren um die Ecke lugende Geschichten, klingen dezente Glockenspiele und vibrierende Percussions zwischen Rockmomenten an.

In den verschlungenen Akkordfolgen entsteht ein cineastischer, Western ähnlicher Kosmos, in dem Sola mit ihrer Stimme Regie führt. Diese feinen, zwischen Leinwand und Staatstheater arrangierten Klanglandschaften könnten ein ums andere Mal neben Anna Calvi als Peaky Blinders Soundtrack existieren.

Den Hang zum Arthouse-Kino in der Musik unterstreicht sie auf ihre Weise, mit unvorhergesehenem und doch betörendem Hollywood-Pop in „Waiting”.

Dass das alles einem blitzgescheiten roten Faden in der Ästhetik folgt, hebt „Peacemaker“ geradezu in die Höhe. Waren ihre Anfänge noch von einer herantastenden Zurückhaltung geprägt, ist mit Vera Solas zweitem Album der Wille zum Meisterwerk erkennbar.

Dafür legt “Peacemaker” alles in die Waagschale: Feuer, Grazie, Eleganz – und wenn es sein muss, auch die sympathische Dosis Bescheidenheit. Ein grandioses Ausrufezeichen.

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