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Whispering Sons – The Great Calm

Ordentliches “Stühlchen wechsel Dich“ und Whispering Sons sind wieder ein Quintett. Der früher erkrankte Dummer jetzt an den Sythies. Der Bassist an den Drums. Und der Toningenieur am Bass.

Wenig verblüffend, dass es auf der neuen Platte “The Great Calm” nicht nahtlos weitergeht. „Vollständigerer“ Sound, prägnantere Gitarre und die unverkennbare, düstere Stimme von Fenne Kuppens.

„Standstill“ klingt gleich, doch anders. Der Druck ist noch da, aber bricht an die Oberfläche durch.

„Walking, Flying“ legt harmonische Melodien über treibende Gitarre und Drums.

Dominant melodramatisch frustriert ziehen sich die Synthies in „Cold City“ weiter.

Die bekannte Atemlosigkeit wirkt weniger ausweglos. Mit zerrendem Gitarrenteppich wirken „Dragging“ und „Something Good“ fast lebensbejahend, mit aggressivem Drive in Richtung Befreiung.

Mit „Still, Disappearing“ schaffen es die Belgier*innen überraschend gut, den typischen Sound als druckvolle Ballade mit Piano umzusetzen. Selbst Streichpassagen kriegen sie eingebaut, ohne dass es wie ein unnatürlicher Bruch wirkt. Faszinierend, wie bekannt etwas so Unbekanntes klingen kann.

Der wirkliche Bruch kommt dann doch noch. Die Single-Auskopplung „The Talker” kommt als rockiges Stück mit einer Prise Country daher und steht etwas alleine auf der Scheibe da.

„Balm (After Violence)“ zieht wieder zurück in die knarzenden Untiefen der Düsternis. Läge nicht das romantisch klimpernde Piano darüber, könnte es fast als Stück der letzten Platte durchgehen.

„Poor Girl“ ist am Ende ein Wechselbad zwischen reduzierter Schwärze und zerstörerischen Noise-Attacken.

Offensichtlich ist alles nicht mehr so tragisch, wie das ausgebrannte Auto auf dem Cover suggeriert.

War „Several Others“ 2021 noch puristisch-dunkelschwarz verzweifelter Minimalismus, wirft „The Great Calm“ lebensbejahende Harmonie und Aufbruch ins Rennen, ohne die zugrunde liegende Düsterheit zu verleugnen. Auch ohne schmerzhafte Hits wie „Satantango“ oder „(I Leave You) Wounded“ mangelt es nicht an tiefgehenden Tracks, die in den Bann ziehen.

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