Chastity Belt wachsen in eine gewisse Ernsthaftigkeit hinein. Deshalb taugt „Live Laugh Love“ aber immer noch fürs Blumenpflücken im Flanellhemd.
Mit “Live Laugh Love”, ihrem ersten Album seit fünf Jahren, versucht das Vierergespann um Frontfrau Julia Shapiro sich von der Zeit zu emanzipieren, in der sie über Partys schrieben und durch das ein oder andere pubertäre Fettnäpfchen stolperten.
Heute sind da mehr Zweifel. Oder wie Shapiro singt: “Chemtrails in my mind”. Die Djangel-Gitarren und der latent windschiefe Gesang federn dabei gleich in zwei Richtung ab – damit es weder zu poppig noch zu seriös gerät.
So ist der sepiafarbene Midtempo-Schunkler „Hollow“ zum Auftakt bereits anschmiegsam verwaschener Indie-Pop für Floristen. Im zweiten Song „Funny“, der sich noch mehr Luftigkeit genehmigt, schlägt dann erstmals das neu eingeführte Rotationsprinzip zu Buche.
Im mehr als zehnjährigen Bestehen mischen sich erstmals auch Gitarristin Lydia Lund, Schlagzeugerin Gretchen Grimm und Bassistin Annie Truscott in den Hauptgesang ein. Jede darf einen der 11 neuen Stücke übernehmen und darüber hinaus munter durch die Instrumente wechseln.
Studiozeit zum Genießen also, nicht zum Arbeiten. Das kauft man dem Album trotz manch schwerer wiegender Zeile direkt ab. „What’s the point of anything if I always feel the same“, heißt es etwa im zwischen Dream-Pop und Verweigerungshaltung changierenden “It’s Cool”. Es ist einer der apathischeren Songs.
Zwischen dem allgemeinen Schlendertempo der Platte finden sich mit Stücken wie „I-90-Bridge“ oder „Tethered“ aber auch jene, zu denen die größten Slacker, mit tief in den Hosentaschen vergrabenen Händen in zu breiten Jeans dem Frühling entgegen streunen. Denn nur selten klingt die Erinnerung an die Subkultur der 90er unaufgeregter als hier.