Der Zeitpunkt des Auftritts von Dagobert in Leipzig gestern hätte kaum besser gewählt sein können, schließlich ist die Osterthematik um Tod und Auferstehung nicht weit von dem entfernt, was auf seinem letzten Album abgehandelt wird.
Mit „Schwarz“ platzierte der Schweizer, dessen Ex-Synonym „Schnulzensänger aus den Bergen“ selbst beim kritischsten Kritiker nicht mehr in den Text findet, zuletzt eine tiefenpsychologische Auseinandersetzung mit Zurückweisung, Vergänglichkeit und Schmerz in mehr oder weniger gelungener Zweisamkeit.
Nachdem Lukas Jäger, wie Dagobert bürgerlich heißt, im Oktober 2022 im Noch Besser Leben bereits mit einem stimmigen Potpourri seiner Hits begeisterte, hatte er sich für die Präsentation der aktuellen Platte zum Tour-Halali mit einem reduzierten Akustikauftritt angesagt.
Als Dagobert um 21:00 Uhr an das E-Piano tritt und das „Schwarz“-Titelstück anstimmt, wird das wohnzimmergroße Venue über der Kneipe sofort mit seiner Präsenz geflutet. Eine, die der eines Udo Jürgens am weißen Flügel gleicht.
Der Abend nimmt mit einem repräsentativen Querschnitt durch sein Werk seinen Lauf. Dafür, dass die soundreduzierte Grundierung nicht zu langatmig gerät, sorgen Max Zahl mit einer breiten Gitarren-Auswahl und sein Produzent Robin Völkers, der außer jede technische Panne souverän lösend, den „Rest“, welcher neben diverser Elektronik aus einer Flöte besteht, bedient.
In einer stillen Show bleibt auch die Performance reduziert, Stage-Diving, Kreator-Gürtel und aus der Fasson geratenes Haar steht beim Protagonisten heute nicht zur Debatte, er bleibt 90 Minuten in seinen schwarzen Glitzermantel gehüllt und schafft es fast flächendeckend, seine Mimik dem melancholischen Ernst der vorgetragenen Nummern anzupassen.
„Ganz schön familiär heute“, „Ich bin eurer Onkel“, „Haben alle einen Sitzplatz?“, „Leipzig, jetzt wird`s traurig“ – was er zu sagen hat, sitzt pointiert.
Das Publikum ist mit vollem Herzen dabei, denn, was für die einen Troubadix, ist für die anderen einer der größten aktiven Chansonniers.
Die sind an diesem Abend unter sich, kennen sich mit den Texten des Barden bestens aus, die vielstimmige Unterstützung für „Zehn Jahre“ vom Feuilleton-Liebling „Afrika“ oder „Morgens Um Halb Vier“ vom Debütalbum am Ende des Hauptprogramms ist am Samstag im Westen der Stadt eine Formsache.
Nicht nur „Der Geist“ dürfte dafür gesorgt haben, dass auf dem Heimweg Gedanken an vergangene Liebschaften aufblitzten, „Wir Leben Aneinander Vorbei“ konnte bezüglich der Beziehung Dagobert/Leipzig jedenfalls nicht konstatiert werden, als der sich mit seinen Begleitern nach seinem Hit „Ich Bin Zu Jung“ verabschiedete.