Zurückhaltend, ja fast schon schüchtern, meldet sich der Mann mit dem wohl simpelsten Namen der Welt – John Smith – nach einer dreijährigen Schaffenspause mit einem Album zurück, das so unscheinbar ist, dass man es ein paar Mal hören muss, bevor man es überhaupt verinnerlicht hat. Aber das ist vielleicht auch genau das, was der Singer/Songwriter wollte.
Der Mann aus Essex, auch bekannt als Mitglied des Folk-Kollektivs The Elizabethan Session, präsentiert mit „The Living Kind“ eine Platte, die wahrscheinlich selbst bei eingefleischten Genre-Liebhaber*innen nicht sofort im Gedächtnis hängen bleibt.
Produziert von Joe Henry und im Haus des Produzenten aufgenommen, sprudelt die Sammlung von zehn Titeln vor ehrlichen und unverblümten Texten, die sich hauptsächlich um John Smiths Familie und seine Schicksalsschläge drehen.
Das Leben des Briten war wahrlich alles andere als einfach. In den letzten Jahren erlitt seine Frau eine Fehlgeburt, seine Mutter kämpfte gegen Krebs, sein Vater erhielt eine Alzheimer-Diagnose und die Familie zog nach Spanien. Die Songs handeln davon, wie man sich den dunklen Seiten des Lebens stellt und trotzdem einen Neuanfang wagt, auch wenn augenscheinlich alles dagegen spricht.
Dementsprechend ist es kein Schock, dass „The Living Kind“ auch musikalisch eher ruhig gestaltet ist, und die wenigen Songs mit rhythmischem akustischem Geklimper kann man an einer Hand abzählen. Stattdessen dominieren durchdringende Streicher, Orgelklänge und der warme, wohlige Gesang von Smith die Platte.
Der Titeltrack überrumpelt die Zuhörerschaft dann doch mit einer positiven Einstellung und feiert die Schönheit, Freude, Hoffnung und Liebe des Lebens. Klanglich hebt sich der Song deutlich von der sonst so emotionalen und eher düsteren Tracklist ab.
Auch visuell begeistert John Smith in dem dazugehörigen skurrilen Musikvideo, in dem er den Track mitten im Wald performt, umgeben von Menschen mit Tiermasken. Für ein paar Sekunden schlüpft er sogar in die Rolle eines Lebendmöbels und dient als Keyboard-Ständer.
Auf „Milestones“ macht Smith seine Tochter zum Star der Show – eingebettet in sanftem Gesang und einer beruhigenden Produktion. Der Song spricht einem Vater aus der Seele, der oft auf Tour ist und dadurch einige wichtige „Meilensteine“ im Leben seines heranwachsenden Nachwuchs verpasst.
John Smith hat sich angesichts der Themen bewusst für ein gemächliches und leises Album entschieden, das in seiner Diskografie leicht übersehen werden könnte. Doch es ist offensichtlich, dass „The Living Kind“ einen besonderen Platz in seinem Herzen hat.
Smiths klangvoller Gesang, seine melodischen Innovationen und sein lyrischer Einfallsreichtum nehmen die Zuhörer*innen dennoch mit auf eine musikalische Reise, die sie perfekt durch dunkle Abendstunden und warme Frühlingsnachmittage begleiten kann.