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Tom Odell – Live im Palladium, Köln

Punk ist kein Wort, das in einer Assoziationskette mit Tom Odell weit vorne landet. Stattdessen haben einige den Briten als schmalzigen Schmusesänger und One-Hit-Wonder abgestempelt. Und tun ihm damit ganz gewaltig unrecht, denn was Tom Odell mit seiner sechsköpfigen Band an diesem gestrigen Abend in Köln abliefert, ist ganz großes Kino. Und manchmal sogar ganz schön nah dran am Punkhabitus.

Doch es geht erstmal ganz ruhig los. Alleine am Klavier beginnt Odell den Abend ironischerweise mit der Ballade „The End“. „Spinning“ fängt danach genauso zerbrechlich an, das Klavier ist fast nicht zu hören und Tom Odell erklimmt die Höhen ganz leise.

Hier und da ist ein leichtes Zittern wahrnehmbar, das sich aber komplett verflüchtigt, sobald die Band mit einsteigt und die Nummer groß und euphorisch aufgehen lässt und so die Albumversion völlig in den Schatten stellt.

Sowieso ist das die ganz große Kunst an diesem Abend, die Tom Odell und seine Band auf Konzertlänge perfektionieren. Die einzelnen Nummern werden organisch aufgebaut, ebben ab, und bauschen sich wieder zu einem mitreißenden Höhepunkt auf.

Bestes Beispiel hierfür ist „Hold Me“, das wie ein Chamäleon die Gestalt wechselt und erstmal als melancholische Ballade mit jeder Menge Backgroundchören daherkommt, die mit der Version auf dem Debütalbum „Long Way Down“ nicht viel zu tun hat. Aber nachdem Odell jedes Mitglied seiner Band namentlich vorstellt und ihnen den Platz für ein kleines Solo einräumt, drehen sie gemeinsam auf.

„Ich würde euch gerne einladen, diesen Song mit uns zu singen“, erklärt Odell und stimmt den Chorus an, in den das Publikum sofort mit einfällt. „Das geht noch lauter“, meint er und nimmt sich diese Aufforderung anschließend auch selbst zu Herzen.

Nach einem Glissando, das die ganze Weite der Klaviatur auslotet, zieht die Band das Tempo an und der Song verwandelt sich in eine astreine Rock’n’Roll- Nummer, während Odell sich die Seele aus dem Leib schreit und zum Abschluss auf den Flügel springt, von wo er seine Band mit Einsätzen auf der Luftgitarre dirigiert.

Die Zugabe im Anschluss fällt mit neun Songs ziemlich üppig aus. Zu „Getaway (voice note)” stürzt Odell sich sogar spontan ins Publikum und findet seinen Weg bis zum Mischpult, von wo er den Rest des Songs performt und anschließend bemerkt: „Es war ganz schön nett da hinten. Ich springe nicht mehr oft so ins Publikum, das war das erste Mal seit langem. Es war schön, einige von euch besser kennenzulernen.“

Die Akustik-Nummer auf der Gitarre „The End Of Summer“ widmet er all jenen, denen schon mal von einer Sommerromanze das Herz gebrochen wurde.

Nach dem Cindy-Lauper-Cover „True Colors“ folgt dann als letzter Song natürlich nicht wie angeteasert Beethovens „Für Elise“, sondern der Überhit „Another Love“. Wie sollte der Abend auch sonst enden?

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