Millionen von Fans auf der ganzen Welt warten auf diesen Moment: girl in red tut es erneut – sie veröffentlicht ein neues Album, das den unwiderlegbaren Titel trägt: „I’m Doing It Again Baby!“
Hinter dem Künstlernamen girl in red verbirgt sich die 1999 in Norwegen geborene Marie Ulven Ringheim. Wobei von Verbergen keine Rede sein kann. Zu fließend scheinen die Übergänge zwischen Songwriterin, Erzählerin und Protagonistin.
Dies wird schon mit Blick auf ihr Frühwerk deutlich, in dem Ulven mit selbstgemachtem Bedroom-Pop und Songtexten aus der Sicht einer Frau, die Frauen liebt, erste Berühmtheit erlangte. Unüberbietbar authentisch zeigte sich girl in red nicht nur im verwackelt aufgenommenen Video zu „Girls“ von 2018.
Dieser Mix aus vermeintlicher Nahbarkeit und der Bearbeitung queerer Themen ließ die Norwegerin rasch zur globalen Symbolfigur werden. „Do you listen to girl in red?“ wurde zur weltweit genutzten Chiffre.
Auch sonst wurde girl in red in den vergangenen Jahren zum neuen Maßstab erklärt. Ihr kraftvoll ausproduziertes Debütalbum „if i could make it go quiet“ wurde im Feuilleton gefeiert; überschwänglich wurde sie zur Sprecherin der Generation Z gekürt; die BBC nominierte sie gar für den „Sound of 2021“.
Jetzt erscheint das zweite, das nicht selten schwierigste Album. „What if it sucks?“, fragte girl in red kurz vor Veröffentlichung auf Social Media. Doch bei aller Sympathie für Ulvens Ehrlichkeit scheint hier doch auch ein wenig Koketterie – oder nennen wir es Marketing – im Spiel zu sein.
Denn auf dem zusammen mit Matias Tellez produzierten Album scheinen alle Zweifel bereits überwunden. So erzählt der federleichte Opener „I’m Back“ vom Ankommen bei sich selbst. „I feel like myself“ – wer wollte da nicht zustimmen?
Selbstbewusst und augenzwinkernd gibt sich girl in red auf dem Titelsong. „I’m On A New Level“, heißt es dort – Drum und Bass geben ein beachtliches Tempo vor, die Stimme übersteuert, ehe sie im rasanten Finale mit sämtlichen Instrumenten verschmilzt.
Insgesamt ist „I’m Doing It Again Baby!“ Neustart und Rückgriff auf Bewährtes zugleich. So bieten Songs wie „Phantom Pain“ oder „Too Much“ einerseits neue, atemberaubende Dynamiken mit jeder Menge Pop-Appeal, andererseits haben wir noch immer das Gefühl, dem Herzschlag der Künstlerin auf der Spur zu sein.
Mit „I’m Doing It Again Baby!“ bereitet sich girl in red den Boden, ein Weltstar zu werden. Dass sie die mit zehnmal mehr Instagram-Followern ausgestattete Sängerin und Disney-Schauspielerin Sabrina Carpenter für ein Feature gewonnen hat („You Need Me Now“), wird dabei sicher behilflich sein.
Gespannt werden wir den Werdegang der jungen, einnehmenden Norwegerin weiterverfolgen – und sollte sie es bald zum Weltstar schaffen, wäre das sicher ein enormer Fortschritt des Mainstreams.