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Sofia Portanet – Chasing Dreams

Vom freien Geist zum Ballon: Während in den letzten vier Jahren zig Krisen die Welt geschüttelt haben, schwebt Sofia Portanet weiterhin über den Dingen. Dieses zweite Album “Chasing Dreams” hat dabei in all seiner Schwerelosigkeit immer einen Fuß auf der Tanzfläche.

Vom Chanson-Opener “Ich Bin” über den geradlinigen Synth-Pop in “Real Face” bis zum samtenen “Entre Nos Lèvres” wandelt Portanet in einer Welt irgendwo zwischen MARINA, klassischem Schlager, NNDW und Bombast.

Ihr großes Kunstwerk: Sie tariert das Spannungsfeld zwischen Kitsch und Hochkultur immer wieder aus, bis sie im diffusen Licht völlig ineinander verschwimmen.

Mit diesem hohen künstlerischen Anspruch findet Sofia Portanet in der prall gefüllten Indie-Welt einen ganz eigenen Spot. Und in diesem zucken die Stroboskop-Lichter neuerdings immer öfter durch den Raum – etwa bei den Streicher-artigen Synthies in “My Time” oder dem forschen, drängelnden “Unstoppable”.

In all der Kunstfertigkeit ist Tanzen mittlerweile zum Epizentrum des Portanet-Universums geworden. Und das steht diesem Sound bestens. Die Wahl-Berlinerin, die das Singen im Pariser Kinderchor lernte, setzt ihre gesangliche Meisterleistung damit in einen virtuosen Rahmen, der ihrer Stimme schmeichelt, aber auch auf sich allein gestellt überwältigt.

Das große Finale von “Lust”, in dem Portanet Unterstützung von Isolation-Berlin-Sänger Tobias Bamborschke erhält, kommt in seinem Bombast gar an Mines Orchester-Inszenierungen heran.

Zum (Fast-)Abschluss dieses großen Albums erhält die sentimentale, spanische Hymne “Coplas” einen breitflächigen Chor an die Seite gestellt. Spätestens dann ist klar: “Chasing Dreams” gehört auf die Bühnen der großen Konzertsäle, um in seiner reinen Imposanz voll wirken zu können.

Als Dessert legt Sofia dann auch noch eine Piano-Version des offensichtlichen Fokustracks “Real Face” mit Großmeister Chilly Gonzalez ins Geschenkekörbchen und setzt damit einen reduzierten Punkt hinter einer beeindruckenden Reise.

Mit diesem multilingualen Meisterwerk hält Sofia Portanet jedes Versprechen des Debütalbums ein – und schafft mit dem neu gewonnenen Mut zum Tanzfieber noch mehr Kontaktpunkte für die Indie-Bubble. Extravaganz und Eingängigkeit haben sich selten so gut verstanden wie hier.

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