“Das beste Dance-Pop-Album seit Lady Gagas ‘The Fame/The Fame Monster'” soll “Believe Me Now?” von UK-Shooting-Star Becky Hill laut Pressetext-Superlativ sein. Größenwahn einer Marketing-Strategie oder Vorankündigung eines Pop-Erdbebens? Nun, am Ende liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen und versucht, auf dem Boden der Tanzfläche wieder zum Atmen zu kommen.
Denn viel Zeit zur Entspannung lassen die 15 Songs nicht zu, stattdessen werden Beats um Beats um Beats gebaut, darüber kämpft sich Hill mit ihrer Kaminfeuer-Stimme durch mal generische, mal schicke Melodien.
Dazwischen steht irgendwo die schnell vergessene Herzschmerz-Ballade “Man Of My Dreams”, aber darum soll es nicht gehen. Denn zumindest scheinen sich Hill und Produktionsteam die Sache mit dem Dance-Pop sehr gewissenhaft ins Visier genommen zu haben.
Die Produktion von “Believe Me Now?” ist entsprechend auf höchstem Niveau, die Beats perlen nur so durch die Hörgänge. Das ist im besten Fall Club- und Camp-Vibe in einem so wie im großartigen “One Track Mind” featuring Rileasa, mal angenehmer Soul-Pop wie im Opener “True Colours” (featuring Self Esteem) mal absolut harmloser EDM-Sound wie bei “Outside Of Love”.
Irgendwo auf diesem Niveau tingelt sich die Platte dann auch ein – zwar klingt das meiste daher wie aus einem Guss, gleichzeitig ist das Songwriting über die volle Spielzeit einfach zu beliebig und generisch.
Becky Hills gesangliche Darbietung ist fraglos überdurchschnittlich und in einer Liga mit Sound-Nachbarinnen wie Jess Glynne oder Kelly Clarkson, bleibt am Ende in ihrer Intonation aber doch etwas blass.
Die Strukturen der Songs hecheln dafür zu sehr zum nächsten großen Beat-Spektakel, ohne Rücksicht auf Melodie-, Spannungs- oder Alleinstellungsmerkmal-Verluste.
Von der absolut ikonischen und konzeptionellen Kunst einer Lady Gaga – insbesondere zum Erfolgs-Höhepunkt – ist diese Platte damit einige hundert Meilen entfernt.
Alles in allem kann man Becky Hill trotz des offensichtlichen Talents auf “Believe Me Now?” daher nur mit einem Schulterzucken antworten. Das nennt man auch ein klassisches Eigentor:
Denn schlecht ist dieser gut produzierte und stimmlich hochwertige Pop nicht. Die Streamingzahlen sprechen zudem für den – zumindest kurzweiligen – Erfolg dieses neuen Pop-Acts.