Die Antilopen Gang hat gestern ihre neue Single „Oberbürgermeister“ veröffentlicht. Außerdem kündigte die Band ihr siebtes Studioalbum „Alles Muss Repariert Werden“ an, das am 13. September 2024 erscheinen soll.
Die Antilopen Gang ist eigentlich eine Hip-Hop-Formation. Seit 15 Jahren rappt das Trio ohne Filter und Selbstzensur über Geschichten zwischen persönlichem Scheitern und der großen politischen Bühne. Immer wieder haben sie sich an kontroversen Themen wie RAF, Blockupy-Bewegung und Anti-Deutschsein abgearbeitet.
Dass ihre Musik mit einer gehörigen Portion Dadaismus daher kommt, kurzum Spaß macht, will so gar nicht zur humorbefreiten Deutschrap-Szene um Farid Bang & Co. mit ihrem maskulinesken Hand-im-Schritt-Gestus passen. Da war es nur folgerichtig, dass die Antilopen im Jahre des Herrn 2017 das allzu enge Hip-Hop-Korsett für einen Moment ablegten und ihren Jüngern mit „Anarchie und Alltag“ ein Punk-Album spendierten.
Mit „Atombombe auf Deutschland“, das als Bonusalbum zu „Anarchie und Alltag“ erschienen war, goss die Band alten Wein in neue Schläuche. Sie arrangierten 12 alte Lieder als Punkrock-Versionen. Und luden sich Gastsänger aus namhaften Bands wie Turbostaat, Fehlfarben und Slime ein.
Ein echter Geniestreich, der dem Dreiergespann dazumal den Spitzenplatz der Albumcharts bescherte. Mit ihrer Verneigung vor Altmeistern wie Bela B., Campino und Schorsch Kamerun verschafften sie sich außerdem in der Szene Respekt und hauchten dem eingestaubten Punkgenre neues Leben ein. So schafften sie den Spagat zwischen kommerziellem Erfolg und politischer Haltung.
Mit dem Ende September erscheinenden Doppelalbum „Alles Muss Repariert Werden“ setzt das Rap-Trio erneut über den Styx des Genre-Sterbens und macht sich auf in die Unterwelt namens „Crossover“.
Genau wie vor sieben Jahren präsentieren sich die Antilopen als janusköpfige Vordenker, die gleichzeitig in die Himmelsrichtungen Hip-Hop und Punk schauen. Eingenordet wird das Doppelalbum von bekannten Themen wie Politik und persönlicher Sinnsuche.
Stellvertretend für diese Zweigleisigkeit stehen die beiden Singleauskopplungen „Sympathie für meine Hater“ (Hip-Hop) und „Muttertag“ (Punk), die die Antilopen Gang in den vergangenen Monaten veröffentlicht hat. Gestern hat die Band ihre neue Single „Oberbürgermeister“ rausgebracht. Und zeigt darin toxischer Männlichkeit den erhobenen Mittelfinger.
Im Video zur Single, gedreht von David Bruchmann, gestikulieren vorne die Bandmitglieder in „Bomberjacke und Gelfrisur“, während hinter ihnen drei Musiker in Schweinsmaske spielen.
Textlich werden schwere Geschütze aufgefahren; von Oli Pocher über Boris Palmer bis hin zu Kollegah wird hier alles abgewatscht, was im Game der „Welterklärer“ Rang und Namen hat.
Man darf gespannt sein, wann die ersten Unterlassungsklagen bei der Antilopen Gang ins Haus flattern. Genug Erfahrung mit Männern, die wegen gekränkter Ehre vor Gericht ziehen, haben sie auf jeden Fall (Stichwort: Ken Jebsen).