„Knie kaputt/Frisur ist scheiße/Die besten Jahre sind vorbei“: Selbst wenn International Music mit diesem Fazit wie auf ihrem 2018er Debütalbum per Reprise vom „Mont St. Michel“ grüßen – das Trio hat noch lange nicht fertig.
Im Gegenteil: nachdem der „Ententraum“ seinen Stilclash ausgeträumt hat, eilen Peter Rubel, Pedro Goncalves Crescenti und Joel Roters mit „Endless Rüttenscheid“ einem weiteren Karrierehöhepunkt entgegen, haben auf die neue Platte wieder alles gepackt, was in den letzten Dekaden der U-Musik als brauchbarer Input erschien.
Von den Protagonisten in einen Klangkatalysator geworfen, stehen am Ende 12 Tracks, die das wohl derzeit spannendste einheimische Alternative-Format abgeben. Adäquat dem Szeneviertel Rüttenscheid in ihrer Essener Heimat, bedient ihr Sound anno 2024 diverse Geschmäcker, schlägt Brücken zwischen im Opener sprichwörtlichen „Kraut”-Rock, Beat, Post-Punk und Wave.
Mit energischen Harminien wird ein „Guter Ort“ hinter sich gelassen, per flottem Twang „Karma Karma“ aus dem Ärmel geschüttelt, „Kieselwege“ mit kurzen Country-Einlagen beschritten und am Schluss von „Lass Es Ziehn“ aus verträumten Indie-Geklapper ein Gitarrensolo zum Niederknien generiert.
“Cool Bleiben” fällt nicht leicht; wenn International Music auf „International Heat“ hochheizen, hat die Band mit dem „Liebesformular“ einen unwiderstehlichen Hit an Bord, verpasst mit bedeutungsschwerem Uptempo dem schwierigen Thema Zweisamkeit in „Im Sommer Bin Ich Dein König“ humorigen Tiefgang.
„Es ist die Frage, die sich von ganz alleine stellt, wie schafft`s die Katze, dass sie immer auf die Füße fällt“ – was die Synapsen der drei Herren befeuert, die auf dem Cover adrett wie eine Kapelle aus einer 70er Samstagabendshow dreinschauen, um ihren Lyrics den blickigen „Unterschied“ zu verpassen, bleibt ungeklärt, sorgt beim Konsumenten ihrer Ausführungen aber auf jeden Fall für nachhaltige Erkenntnis.
Mit „Endless Rüttenscheid“, demnächst präsentiert von MusikBlog auf Tour, gilt für International Music der „Party Lektion Nr. 1″ aus dem Titeltrack folgend: „Wenn Du nicht kommen willst, sag Bescheid“. Wer nicht dabei sein will, ist allerdings selbst Schuld.