Der umtriebige Thurston Moore ist an so einigen Bandprojekten beteiligt, welche sich nach dem inoffziellen Ende von Sonic Youth ergeben haben und führt auch ein eigenes Label. Rastlos wie er ist, hat er mit „Flow Critical Lucidity“ ein weiteres Soloalbum aufgenommen, das im Vergleich doch eher altersmilde klingt.
Das Album im Gesamten hat einen progressiven, instrumental vielfältigen Ansatz und lässt Thurston Moore doch nur wieder auf seine umfangreiche Gitarrensammlung zurückgreifen.
Das hält sich beim akustisch klimperhaften „New In Town“ noch in Grenzen, zeigt aber schon im Anschluss mit „Sans Limites“ melodische Akkorde mit Pianobegleitung.
Moores klare Stimme trägt stets diesen belehrenden Unterton, gut, dass er sich bei diesem Titel erst nach 4 Minuten dazu entschließt, diese erklingen zu lassen. Nackte Soldaten beschwörend kämpft Thurston Moore gegen die eigene Machtlosigkeit und lässt „Shadow“ pendelnd takten. Kratzend zehren die Saiten, verkrampft der Gesang und stur der Drumbeat.
Das „Hypnogram“ schunkelt auf Moores Sprechgesang, wankt wie dessen Stimme und zurrt sich doch am sanften Saitenschlag fest.
„I`m closing my eyes to lose a dream“ schlafwandelt Moore sich in ein abschließendes Gitarrensolo, das ihn bei „We Get High“ sanft weckt. Klingelnd virtuos, träge gewitternd hängt die Gitarre am Tropf des Schlagzeugs und Moores fiebrigen, vielseitigen Süchten.
Irgendwelche Modedrogen sind es jedenfalls nicht, die das coole „Rewilding“ ins Gehör treiben. Folkig verwegen trommelt der Titel auf einer ewig gleichen Akkordfolge ins Nirvana, an dessen Ende Thurston Moore ,von einem Schmetterling geküsst, erwacht.
Irgendwo zwischen Transzendenz und Transparenz findet sich Moore bei „The Diver“ wieder ein, um mit uns über Wassermalfarben und Atemtechniken zu sprechen. Sein Saitenspiel driftet gedankenverloren durch schummrige Synapsenhinterstuben und wird zur spirituellen Sinnsuche.
Es kann sein, dass man sich nach „Flow Critical Lucidity“ die Frage stellt, ob man mit der Sitar im Gepäck eine transzendentale Reise antritt oder ob es nicht besser gewesen wäre, man hätte das dreckige Geschirr gespült in der Zeit, die uns Thurston Moore mit seiner Gitarrenexkursion geklaut hat.
Vielleicht ist seine Musik aber auch nur zu anspruchsvoll, so wie es damals schon bei Sonic Youth der Fall war.