Thurston Moore. Sonic Youth-Gründer, Noise-Vordenker und Indie-Rock-Ikone mit einem Konzept-Album „By The Fire“.

Schließlich sah der Guitar-Hero die Corona -„Isolationshaft“ kommen und widmete seine siebte, bis kurz vor den Lockdown-Wochen in London eingespielte, Solo-Platte der Bedeutung der Liebe als Sedativum in einsamen, stürmischen und rätselhaften Zeiten.

Exemplarisch der Titel der ersten Single vom „Rock’n’Roll Consciousness“- und „Spirit Counsel“-Nachfolger: „Hashish“ berichtet mit den Worten des Dichters Radieux Radio vom Verschwimmen von Tag und Nacht im Serotoninrausch der Zweisamkeit.

Freigeist und Experimentierfreude, Kernelemente, die er mit seiner Ex-Band auslebte und als Dozent am Kopenhagener „The Rhythmic Music Conservatory“ dem Nachwuchs mit auf den Weg gibt, lodern weiter in seinem Herz und seiner Gitarre, ruft das Unverwechselbare seines Spiels vom ersten Anschlag auf „By The Fire“ Erinnerungen an Sonic-Youth-Großtaten zurück ins Ohr.

Wenn er dabei nicht allein mit Instrument und Stimme unterwegs ist, weiß er wieder mit seinem trommelnden alten Weggefährten Steve Shelley, Debbi Googe von My Bloody Valentine am Bass, dem Elektro-Experten Jon Leidecker und dem Nought-Musiker James Sedwards einige Verbündete aus der jüngeren Vergangenheit an seiner Seite.

Dicke und vor allem lange Bretter bohrte Moore auf „Spirit Counsel“, auch seine 2020er Ausgabe hat wieder Stücke von beeindruckender Laufzeit an Bord, die auch nötig ist, um alle dramaturgischen Winkelzüge der Arrangier-Kunst des mittlerweile über 60-jährigen abzubilden, in denen sich die Frage wiederholt, ob sich Songs ein weiteres Mal aufbauen, explodieren oder in sich zusammenfallen werden.

„Cantaloupe“ wirbelt über 10 Minuten durch den eigenen Backkatalog, in „Locomotives“ rattern die Schienenfahrzeuge lange über den Gitarrenhals, bevor ein Akkord auftaucht und auch „Dreamers Work“ hat bereits neun Zifferblattumrundungen des Sekundenzeigers hinter sich, bis doch noch Gesang einsetzt, der Track nachfolgend im Noise-Inferno versinkt.

Neben den epischen Ausuferern gibt es mit „Breath“ und „Calligraphy“ direkte Nummern, die schon in der Vergangenheit irgendwo zwischen „Confusion Is Sex“, „Dirty“ und „The Eternal“ ihren Platz gefunden hätten, „Siren“ verkünden, dass mit entsprechendem Know-how, Adagio markant bleibt.

Thurston Moore stellt mit „By The Fire“ einmal mehr ein großes Stück Musik ins Regal.

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