„Muzak“ nannte man es früher, wenn Lieder so klangen, als seien sie gedacht, um Hotel-Lounges und Kaufhaus-Aufzüge mit Gedudel zu versorgen. Das „Pink Cactus Café“ der Courteeners trägt die Hotel-Bauten gleich auf dem Cover, eine Collagen-Grafik, die im Vordergrund einen Strand zeigt.

Recht viel mehr Substanz als einer möglichen Fahrstuhl-Beschallung lässt sich der Musik aus der Gegend um Manchester nicht abgewinnen. Immerhin: Stringenz ist die große Stärke der Band. Ihre Songs sind ohne jedes Zaubern durchgespielt, frei von Schnörkeln oder lahmen Intros, übersichtlich, geradezu simpel.

Saubere Geradlinigkeit könnte man freundlich dazu sagen – Phantasielosigkeit oder mangelnde Experimentierfreude hingegen, wenn man genauer hin hört. Auch die rohe Energie vergleichbarer Spaß-Bands wie Rolling Blackouts Coastal Fever fehlt ersatzlos.

Kernmerkmal von Courteeners ist ein Schrammen, bei dem grundsätzlich in jedem Track alle sechs Gitarrensaiten erfasst werden. Es gäbe auch kaum einzelne Töne zu zupfen für Daniel Moores an der Leadguitarre, denn die Tonsprünge sind minimal. Die Mehrheit der Songs ist leider monoton und wirkt entsprechend langatmig.

Auch textlich ködern die Briten nicht. Wie schon bei Japandroids, handelt ein Teil des Albums recht stumpfsinnig vom Saufen in einsamen Momenten. Ein weiteres Thema lautet „diffuse Reiselust“. Freilich, ohne sich mit den angeschnittenen Sujets inhaltlich auseinander zu setzen oder eine originelle Sprache für sie zu finden.

In der englischen Presse versucht man derweil krampfhaft, politische Sprengkraft in der Lyrik zu orten, um den Hype der farblosen Gruppe mit irgend etwas Interessantem zu untermauern.

Die Grundstimmung der meisten Stücke bescheidet sich auf ein belangloses happy-go-lucky drauflos Spielen. Nuancen gibt es keine, das gilt auch für Liam Frays Gesang, an dem man sich schnell satt hören kann. Die zahlreichen Gäste bereichern die Scheibe nicht, sie fallen gar nicht auf.

An der Oberfläche kann man natürlich lobhudeln, dass die Band so viele verschiedenartige Gäste wie Sänger Theo Hutchcraft von Hurts, Schlagzeuger Ian und Sänger James Skelly von The Coral und die rauchig wie lebendig klingende Drama-Soul-Newcomerin Brooke Combe durch die Power-Pop-Kulisse schieben.

Wenn man will, lässt sich in dieser Öffnung eine Entwicklung erkennen. Andererseits springt in diesen Zusammenarbeiten offenbar kein Funke über: Die Musikrichtungen dieser Leute wie Synth-Pop oder Psychedelic-Folk bleiben außen vor, die Namen teils auch. Wo die Gäste vorkommen und was genau sie tun, kann man manchmal nur erahnen. Vor allem, wenn sie als Beteiligte nicht mal genannt sind.

Trotzdem behauptet die Band in ihrem Merch-Shop großspurig die Beteiligungen ganzer mehrköpfiger Bands wie James und DMA’s – man mag es kaum glauben. James sind ein Septett und stehen Seite an Seite mit dem Quintett Courteeners im Studio? Nein, auf „Pink Cactus Café“ existiert sicher kein Stück mit drei Gitarristen, zwei Bass-Gitarristen und drei Trommlern. Das können uns die Mancunians selbst bei all diesem penetranten Krach auf der Scheibe nicht weismachen.

Die frühere Vielschichtigkeit hat die Band inzwischen genauso eingebüßt wie ihre Funkyness, rhythmische Vielseitigkeit, ebenso das Talent für eingängige Harmonien. Man höre das alte Lied „De La Salle“ zum Vergleich, um den Kontrast zu erkennen. Nur die Schwächen, die es damals schon gab, bewahrt und pflegt man weiter: Zu wenig Spannung, einen unsicher wirkenden Frontmann, Retro-Nostalgie bis zum Umfallen und einen fatalen Hang zum Stadion-Rock.

Was das Durchkauen von 1980er-Rezepturen angeht: Nun erreichen ja andere Bands bei Teenagern Kultstatus, wenn sie Handschriften kopieren, die bei Millenials unbekannt sind. Was aber bei The 1975 mit Peter-Gabriel-Harmonien und Rhythmik klappt, und was Dua Lipa als Cyndi Lauper 2.0 glückt, rechtfertigt indes noch lange nicht, dass die Courteeners als generischer Billig-Extrakt von The Smiths ihren Job als getan ansehen.

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