„Patterns In Repeat“ moduliert in der „Interlude (Time Passages)“ rhythmische „Patterns“, also Muster. Ansonsten bezieht sich der Titel der neuen Platte von Laura Marling auf biographische Muster und auf Verhaltensweisen, die sich wiederholen.

Die Folk-Pop-Anteile von Lauras letzten Alben badeten in Melancholie. Sie konnten bereits an den Altmeister der intim zelebrierten Schwerpunkte, Leonard Cohen, anknüpfen und erinnern an seine Song-Ästhetik.

Für die piekfeine und behutsame Anreicherung mit Geigen, Bratsche und Cello sorgt 2024 wieder Rob Moose, bekannt durch seine großartige Arbeit mit The National, Arcade Fire und Sufjan Stevens, der bei  auch schon früher Hand bei Laura Marling anlegte und dessen Handschrift alle Nummern maßgeblich prägt.

Denn „Patterns In Repeat“ übertrifft die vorherigen Alben der Londoner Singer/Songwriterin inkl. dem Nebenprojekt Lump genau dank all seiner zarten und edlen Hin-Hör-Arrangements. Und das zweite Merkmal, das sofort auffällt: Marling agiert gesanglich in Top-Form.

Voller Wärme führt Laura durch Momente der Einsamkeit, durch Dialoge voller Missverständnisse und durch innere Monologe über kreisende Gedanken.

Im Stück „Looking Back“ stellt sie die Hinwendung eines jungen Paares in der Phase der Familien-Gründung als Gefängnis dar. Sie beschreibt auch, wie man sich innerhalb der eigenen Gedankenwelt und der privaten vier Wände eingeschlossen fühlen kann.

Dieses psychologische Moment in diesem und auch allen weiteren Liedtexten kommt nicht von ungefähr. Laura Marling schrieb sich für einen Masterstudiengang in Psychoanalyse ein. Beim Hören spürt und glaubt man diesen Hintergrund sofort.

Das Album setzt die vorherige LP „Song For Our Daughter“ nahtlos fort. In jenem Werk war die Tochter noch fiktiv, die Liedtexte teils als Briefe an eine erdachte Tochter zu verstehen, teils als imaginierte Geschichten über sie. Inzwischen gibt es wirklich eine Tochter. 2023 kam sie zur Welt, war bei den Aufnahmen regelmäßig mit im Studio.

Ihre Tochter gab der frisch gebackenen Mutter Anlass, Muster in familiären Rollen zu überdenken. Die 34-Jährige räumt ein, dass das Setting hinter ihrem Album ein „banales“ sei, nennt es das „Drama der Sphäre des Zuhause“.

Gut aber, dass sie dieses Themenfeld aufgegriffen hat und es dieses Album gibt. Denn auf der musikalischen Ebene führt sie erstklassig vor, wie wunderschön sich Mittel der Klassik im Folk machen können. Passend zur häuslichen Umgebung, in der die Lieder inhaltlich spielen, nahm die Künstlerin die Songs fast vollständig in ihrem Heimstudio auf.

Abgesehen vom übertrieben süßlichen „Lullaby“ scheint in jedem Takt, in jedem Track die Liebe zum Detail durch. Zudem ist die Qualität von Aufnahme, Abmischung und Mastering hervorragend. „Patterns In Repeat“ wird verdientermaßen seinen Weg in zahlreiche Jahres-Bestenlisten finden.

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