Die „Numb“-Promo-Tour kann gar nicht an Leipzig vorbeikommen, schließlich nahm Levin Stadler alias Levin Goes Lightly relevante Inhalte des Vorgängers „Rot“ hier in einem Studio unweit der „gefährlichsten Straße Deutschlands“ auf.

Sicher nicht der einzige Grund, weshalb sich beim Levin-Goes-Lightly-Gastspiel in der Ratstonne der Moritzbastei an einem nicht unbedingt für Konzerte prädestinierten Montagabend einige Musik-Freund*innen einfanden.

Die haben erkannt, dass der Stuttgarter von Album zu Album unter Einbeziehung von deutschen Texten ab „Nackt“ seine Lyrics noch persönlicher klingen ließ, der Protagonist vom „Schwaben Bowie“ zu einem der interessantesten einheimischen Artists aufstieg, der längst den Geheimtipp-Status überschritten hat.

Bevor er, Gitarrist Thomas Zehnle und Schlagzeuger Paul Schwarz – die aus dem Soloprojekt ein festes Kollektiv formten – die kleine Bühne betraten, lebten dort Twins In Colour ihren Indie-Traum, produzierten mit Hang zur großen Melodie intensive Momente und werden damit zukünftig ganz sicher auf offene Ohren stoßen.

Wenig später brachte das Levin-Trio das Equipment in Stellung, vom „Fleck“ weg brach anschließend raumfüllender Cold-Wave los, faszinierte der Mann am Mikrofon – der sich selbst für „eigentlich ziemlich langweilig“ hält – mit sonorem Timbre und androgynem Charme, setzte sich der Keller unter der Stadt mit dem ersten Ton in Bewegung.

Die Kühle der Arrangements, die die exponierte Lage der Worte auf der Konserve schützen, wurde live pulverisiert, Stadler litt nahbar, ließ mit jedem der früh verlorenen Schweißtropfen am dramatischen Glamour teilhaben. Dementgegen kam, dass die Atmosphäre in dem kleinen Venue fast schon familiär ist.

Die Nummern vom aktuellen Longplayer zündeten, die Stücke der vorangegangenen Ausgaben ebenso. Maschinen hämmerten Beats, packende Basslines und flächige Synthieklänge fluteten das Gewölbe, Thomas Zehnle platzierte Hooks im Akkord, Paul Schwarz hob die Disziplin Stehtrommeln auf das nächsthöhere Level.

Levin Stadler griff für „Kindness & Destruction“ erstmals zum Textblatt, klopfte sich bei „She’s  Dancing“ auf sein Herz unter dem durchgeschwitzten Hemd, tanzte später als „Liebhaber“ inmitten seinen Fans – an solchen Auftritten in Zukunft bitte „Nichts Ändern“.

„Erzählt einen Schwank aus Deinem Leben“ rief ihm ein befreundeter Zuschauer während der Show zu: „Meine Lieder sind Schwänke aus meinen Leben“ war die prompte Antwort – authentischer hätte diese nicht ausfallen können.

Mit der Shoegaze-Feedback-Orgie „Speedways“ in die Nacht entlassen, dürften die Besucher*innen so viel „Endorphine“ ausgeschüttet haben, dass diese bis weit in die angebrochene Woche hineinreichen dürften.

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