Wenn Levin Stadler bisher mit einem neuen Album antrat, hat er darauf immer den Levin-Goes-Lightly-Sound präzisiert, ohne mit dem Grundtenor seiner bisherigen Veröffentlichungen zu sehr zu fremdeln.

„Rot“ nahm dabei nicht unter den glücklichsten Umständen Gestalt an. Im Schatten des nahenden Lockdown ging die Beziehung des Protagonisten zu Ende, zwei der von diesem Ereignis direkt beeinflussten aktuellen Stücke wurden in der Erwartung dessen in Leipzig, in einem Studio unweit der „gefährlichsten“ Straße Deutschlands (die Eisenbahnstraße im Osten der Stadt, Sachsens einzige Waffenverbotszone, Anm. d. Red.), eingespielt.

Die folgende Pandemie-Isolation saß der Stuttgarter damit in Einzelhaft ab. „Breaking up is never easy, I know“ singt er in einer federnden Version von Abbas „Knowing me, Knowing You“ – vielleicht einer der Gründe für den dicken Kajalstrich, der nicht nur Stadlers Augen auf dem Cover, sondern auch einige Tracks der neuen Platte umrahmt.

Insgesamt generierte die Situation für ihn eine Notwendigkeit, die Kompositionen des „Nackt“-Nachfolgers mit emotionaler Wucht, der Lust zur Lautstärke und maximaler Live-Kompatibilität auszustatten.

So gut wie eine Zusammenarbeit auf Distanz möglich war, setzte er mit seinen Mitstreitern Thomas Zehnle und Paul Schwarz dieses Konzept um, an dessen Ende ein so intensives wie intimes Ergebnis steht.

Noch mehr DAF, noch mehr 70s-Glamour, noch mehr New Wave: wogende Keyboards, der präzise Bass, griffige Gitarren und ein organisches Drum-Set prägen dato die Arrangements, die sich bei aller Melancholie nie im Dunkel verirren.

Dazu beleuchten deutsche und englische Texte die Untiefen von Obsession und Distanz, drücken sich heftig, schwach und schwelgerisch in kompromisslosen Worten aus.

Er ist der „Liebhaber“, der sich offenbarend „Sieh Mich An“ fordert, vor lauter ,Romantik“ rot sieht, sich vom Glanz der „Earrings“ nicht blenden lässt, liebestrunkene „Geschichten“ erzählt und leidenschaftlich ein „Drama“ rezitiert.

„All Cats Are Beautiful“ sangen bereits Ja, Panik auf „Libertatia“ in einem anderen Zusammenhang, stellt Levin Goes Lightly dies zu rauschhafter Melodie fest, wird ganz „Rot“ zur Katze.

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