Es ist ein ewiges Auf und Ab, ein Hochklettern und Hinabrutschen, die Sonne geht auf, die Sonne geht unter, während wir auf unseren Handys hoch- und wieder runterscrollen. Mit diesem Bild – das Leben als Jo-Jo – startet das gleichnamige neue Album von Fritzi Ernst.
Wie schon auf dem Vorgängerwerk „Keine Termine“ beweist uns die 35-jährige Wahl-Hamburgerin einmal mehr, dass gute Popmusik oft nicht mehr benötigt als einen Drum-Computer und ein Klavier. Den Nagel auf den Kopf treffen – das geht auch so.
In gewohnter, emotionsarmer Ausdrucksweise widmet sich Fritzi Ernst auf zehn, teilweise skizzenhaft kurzen, Songs dem täglichen Scheitern, dem beständigen Nichtweiterwissen und dem ewigen Hin und Her zwischen Perspektivlosigkeit und dem vorsichtigem Aufkeimen von Hoffnung.
Ihrer Grundhaltung bleibt die Künstlerin dabei treu. Schon in den mittleren Zehnerjahren, als Fritzi Ernst noch zusammen mit Daniela Reis das legendäre Duo Schnipo Schranke bildete, war der Ansatz derselbe: offensiv die menschlichen Schwächen besingen.
Dass diese Schwächen oft sehr persönlich sind, wird auch auf „Jo-Jo“ deutlich. In „Nie drüber gelacht“ setzt sich die Musikerin mit dem jähen, schmerzvollen – und für Außenstehende noch immer rätselhaften – Bruch mit ihrer ehemaligen Bandkollegin und Freundin auseinander.
Darin heißt es: „Dass wir uns wieder vertragen, träum ich manchmal in der Nacht / Dabei hab‘ ich am Tag schon länger nicht mehr dran gedacht.“ Auch in diesem Stück geht es auf und ab – und auch hier fließen Minimalismus und Melancholie kunstvoll ineinander.
Während eine Reunion des Duos ausgeschlossen scheint, gibt es anderswo noch Hoffnung. In „Märchen“ haucht Fritzi Ernst einer zuvor erloschenen Liebesbeziehung mit verknapptem Understatement-Humor wieder Leben ein.
„Hab gedacht, dass es vorbei ist, doch es war nur eine Crisis“, heißt es hier in typischem Fritzi-Ernst-Duktus. Nach dem Ab kommt das Auf, und so ist es nur folgerichtig, dass es zum „zweiten ersten Kuss“ kommen muss.
Nicht unerwähnt bleiben darf auch die gelungene Coverversion des Tears-For-Fears-Klassikers „Mad World“. Ein Song, der wie für unsere Gegenwart geschrieben scheint und der sich auch daher bruchlos ins Gesamtbild des Albums einfügt.
Fritzi Ernst legt uns mit ihrem abermals zusammen mit Ted Gaier produzierten Zweitwerk „Jo-Jo“ einen neuerlichen Ausweis ihrer faszinierenden Kreativität vor – und beweist sich einmal mehr als meisterliche Beherrscherin der charmant-spröden Kunstform.