Man möchte in einem alten Land Rover sitzen, das Fenster herunterkurbeln, einen etwas schwermütigen Blick auf die karge englische Landschaft werfen – und dabei das neue Album von Ten Fé hören.

Sechs Jahre nach der Veröffentlichung von „Future Perfect, Present Tense“ legt die britische Indie-Pop-Band mit „Still In Love“ nun ihren dritten – diesmal zusammen mit Luke Smith produzierten – Langspieler vor.

Viel entspannter und zugleich melancholischer kann eine Platte kaum beginnen. Mit den ersten Takten des titelgebenden Eröffnungsstücks ist die Grundstimmung der 11 neuen Songs bereits umrissen: es wird um Liebe und Schmerz gehen, um Nähe und Distanz.

Dabei besinnen sich die beiden Köpfe der Band – Leo Duncan und Ben Moorhouse – ihrer Stärken, die noch aus ihrer Zeit als Londoner Straßenmusiker herrühren. Wie Duncan einst im MusikBlog-Interview erklärte, geht es ihnen vor allem darum, eine Verbindung zu den Zuhörenden herzustellen.

Dementsprechend prägen die einzelnen Tracks eine spezielle Intimität, die schon im Wechselgesang der etwas kräftigeren Stimme Duncans und der etwas filigraneren von Ben Moorhouse auf bereits erwähntem Titelstück zu eindrucksvoller Geltung kommt.

Aber auch im weiteren Verlauf von „Still In Love“ trifft man auf Stücke, die ihre Sogkraft schon beim ersten Hören entwickeln. So zum Beispiel das meisterhafte „Caroleen“, das mit seinem Country-Vibe und seinen bildhaften, von einem Hauch Ironie umwehten Lyrics einer Filmszene gleicht.

Nicht minder eindrücklich erklingt die Single „Any Time Soon“, in der es Duncan mit wenigen Worten gelingt, ein Mutter-Sohn-Verhältnis zu entwerfen, das mit der bittersüßen Instrumentierung – Moorhouse zupft zeitweise am Banjo – aufs Trefflichste korrespondiert.

Zwischen all diesen gefühlvollen, gitarrengetriebenen Indie-Songs finden sich aber auch Stücke, die an die Anfänge 2017 erinnern, als Ten Fé noch hauptsächlich in den Gefilden des Elektro-Pops unterwegs waren, so etwa „Middle Of My Head“ und „All Night“.

Mit ebenjener Prise elektronischem Groove wird „Still In Love“ endgültig zu einem mitreißenden und spannungsreichen Gesamtwerk – nicht zuletzt dank der Handschrift zweier äußerst talentierter Songwriter.

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