Manchmal braucht es mehrere Anläufe. Die Jugendfreunde Tarek Jafar und Justin Tessier aka The Blue Stones wissen davon zu berichten, doch nachdem sie ihr bereits 2015 erschienenes Album „Black Holes“ drei Jahre später nochmal veröffentlichten, schien die Musikerkarriere Fahrt aufzunehmen. Das Coronavirus trat zwar auf die Bremse, doch die beiden Kanadier blieben mit „Hidden Gems“ und „Pretty Monster“ aktiv. Nun folgt mit „Metro“ ihr wohl ambitioniertestes Werk, wie die Vorabsingles bestätigen.

Dabei schaffen es The Blue Stones, mit Schlagzeug und Gitarre einen Sound zu erzeugen, der auf 16 Titeln zwischen Fuzzgitarren-Blues-Rock à la The Black Keys und dem Mainstream-Pop eines The Weeknd wandelt.

Dabei berichtet der Opener „Metro 47“ vom urbanen Leben in der besagten U-Bahn inklusive Bandansage, die uns in unserem „stupid life“ begrüßt.

Danach geht mit „Your Master“ die Luzie ab. Fuzzgitarren kehren die Straßen, die Tarek Jafar zu hassen gelernt hat. Das schmettert er uns in bester Danko-Jones-Manier lautstark plärrend, effektverzerrt um die Ohren.

„Scared Of The Dark“ bringt die Rhythmussektion mit ein, die mit schnarrendem Basslauf und sphärischen Synthies das Effektfeuerwerk auf Solis beschränkt, die beim folgenden „Come Apart“ einem cleanen Rockriff weichen müssen, das prominent platziert mit dem Refrain kolportiert. Der Nacken ist gedehnt, die Haare fliegen frei und The Blue Stones packen den Groove aus.

„New Immigrant“ klatscht dir einen Groove um die Ohren, den du seit Living Colour nicht mehr gehört hast. Ein knurrendes Riff duelliert sich mit atemlosen Sprechgesang um die Plätze in der front row, um das folgende, auf stromverstärkten Blues-Rock reduzierte „Don´t Feel Right“ und das essentielle „Happy Cry“ genießen zu können, die sich mit choralen Refrains im Midtempo wälzen.

The Blue Stones sind verdammt gut, was sie mit dem schnarrenden „Jesse James“ ein weiteres Mal belegen. Stempel drauf, dieser smoothe, urbane, verzerrte Gitarrensound geht nicht mehr aus dem Ohr und sorgt für einen lockeren, beschwingten Gang, wenn man sich wie Jesse James in der Großstadt fühlen darf.

So fühlen sich wohl auch Jafar und Tessier, die mit „Kill Box“ falsche Freundschaften abcanceln und einen lässigen, droppenden Soulsample-Beat mit Verstärkergitarren garnieren, um Tarek Jafars Gesangseinsatz ins Gehör zu katapultieren.

„Lose My Name“ lässt ein letztes Mal die schnarrenden Saiten des Blues-Rock los, allerdings schon mit einem deutlich mainstream-orientierten Refrain ausstaffiert.

Vollends dem Mainstream verfällt „Hazy“ mit R&B-lastigem, cluborientiertem Sound. Seltsamerweise fällt der Stilwechsel nicht weiter ins Gewicht und stört den Gesamteindruck von „Metro“ kaum. Der Titel selbst verfängt sich klebrig schnell im Ohr, aus dem auch das finale „Falling Leaves“ mit verträumtem Singer/Songwriter-Pop, inklusive erhebend eingängigem Refrain, nicht entkommt.

The Blue Stones haben lange daran gefeilt, doch „Metro“ wirkt wie die Essenz aus dem Schaffen anderer kanadischer Künstler. So findet sich der dreckig rohe Gitarrensound der frühen Danko Jones, ebenso die brachiale Wuchtigkeit von Death From Above 1979 garniert mit dem Mainstream eines The Weeknd.

Wer zweifelt, wie das zusammen passen soll, den belehrt das kanadische Duo eines Besseren. „Metro“ braucht keine mehreren Anläufe, um sofort in der Dauerrotation zu landen.

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