18 Jahre ist es her, dass Beirut mit „The Flying Club Cup“ einen Meilenstein in die Indie-Szene setzten und adäquat dem vorherigen Debüt „Gulag Orchestar“ mit Arrangements aus Folk, Pop und Balkan-Ethno punkteten.
Zach Condons musikalisches Kind – ohnehin frühreif – wuchs schnell, die Produktionen wurden größer und nach drei Major-Veröffentlichungen und einer für ihn und sein Projekt schwierigen Zeit präsentierte das 2023er „Hadsel“-Album einen Künstler, der mit diesem Comeback eigene Wurzeln und musikalische Zukunft verband.
Der jetzige Nachfolger – wie die letzte Ausgabe wieder auf dem eigenen Pompeii-Label erschienen – wirkt mit seinen 18 Tracks quantitativ gewaltig. Dieser Umfang ist auch nötig, um auf „A Study Of Losses“ Verlorenes aus Flora, Fauna, Geografie und humaner Vitalität in einen würdevollen Klangrahmen zu setzen.
Der bearbeitete Themenkreis ist inspiriert vom Buch „Verzeichnis einiger Verluste“ der Greifswalder Autorin Judith Schalansky, das ein schwedischer Zirkus in seinem Programm adaptierte und die Show auf Anfrage von dessen Direktorin von Beirut vertont wurde.
Dafür geht das üppige Instrumentarium des Ensembles aus Ukulele, Mandoline, Akkordeon und diversen Schlagwerk in einer Klanglandschaft auf, die sich wieder viel komplexer als die Summe der einzelnen Teile anhört; die Bläser mal nach schmissigen Marriachi, mal nach Tango im langen Winter des glücklichen Volkes im Norden Europas klingen.
Mit dem verträumten „Dissappearances And Losses“ steht zum Einstig erwartungsgemäß fest, dass sich hier viel Zeit für eine differenzierte Ausgestaltung der Inhalte von den mehrheitlich instrumental eingespielten Mondmotiven bis zu den Titeln mit Songstruktur genommen wurde.
Unverkennbare Beirut-Motive illustrieren in angemessener Entschleunigung die „Forest Encyklopedia“und wehen durch die kunstgeschichtsträchtigen Gänge der „Villa Sachetti“, taucht die Orgel „Sappho`s Poems“ in sakrales Atmosphäre.
Wie die federnde Vorab-Veröffentlichung „Guericke’s Unicorn“ ist auch der „Ghost Train“ – mit einer prickelnden Synthie-Grundierung an Jean Michael Jarre erinnernd – flott unterwegs, flutet „Mani`s 7 Books“ die Szenerie mit Optimismus, liegt über allem melancholischer Gesang, in dessen Unterton stets die Hoffnung lebt.
Nachdem das „Mare Transquillitates“ durchschritten ist, bleibt ein bitterer Nachgeschmack, dass Zach Condons beeindruckender Soundtrack die Liste des Unwiederbringlichen noch längst nicht abgearbeitet hat.