Was Cold Specks auf ihrer neuen Ausgabe „Light For The Midnight“ zelebriert, ist hohe Songwriter-Schule, die die Standhaftigkeit eines fragilen Menschen in exponierter Lage auf einem persönlichen Lebens- und Leidensweg dokumentiert.
Auf dem Nachfolger von „Fool‘s Paradise“ reflektiert die Kanadierin emotionale Themen, die in einem differenzierten Klangbild aufgehen, ohne auch nur den leisesten Verdacht von Aussichtslosigkeit zu hegen; wird mit den Stücken ein wankender Boden aus Selbstzweifeln mit einem Fundament aus Hoffnung stabilisiert.
Dazu gehört Ausdauer, bereits 2019 begann die Arbeit an den zehn Stücken, die zwischen Chamber-Pop und Noir-Balladen ihren Ausnahmezustand beinahe physisch nachvollziehbar machen und Ladan Husseins berührende Soulstimme die Themen tief in Hörer*innen-Herzen transportiert.
„How It Feels“ heißt der Einsteiger, mit Cold Specks an ihren schwierigen Jahren teilhaben lässt; blickt dort ein warmes Klavier aufgeräumt in die Zukunft, wird hier wie im weiteren Verlauf der Aufnahmen der Umgang mit dramatischen Lebensabschnitten voller musikalischer Würde ausgedrückt.
Eingespielt in Toronto und Bristol, werden Blues, Folk, Gospel und Elektronik zu Kollaborateuren einer Klangwelt, die ungeschönt die unaufgeräumten Ecken der Seele ausleuchtet und bei deren Produktion der Protagonistin eine All-Star-Riege zur Seite stand.
Die geben der Platte an vielen Stellen unüberhörbar ihr Know-how mit auf den Weg. Bereicherten die melancholischen Streicherarrangements von Owen Pallett schon Lana-Del-Rey-Songs, lässt die Handschrift von Adrian Utley einige Sequenzen so intensiv knistern wie auf seinen Portishead-Platten.
„Venus In Pisces“ ballt seine rockige Faust, leise Violinen begleiten „Wandering In The Wild“ so sensibel durch das Dickicht, wie tiefe Cellostriche in der Leichtigkeit von „Cold Goodbye“ vor zu viel Euphorie warnen.
Es tropft aus jeder Taste von „Cheap Dreaming“ die Anstrengung des Kampfes gegen Lebenskrisen, garnieren Trompetentöne „Lingering Ghosts“ mit Wehmut.
„Don‘t fade away“ – im abschließenden „Closer“ beschwört Cold Specks‘ helle Momente. Trotz dessen lebensbejahender Melodieführung bleibt „Light For The Midnight“ ein Werk, dass Konsument*innen durchaus an dunkle Episoden der eigenen Biografie erinnern dürfte.