Lucius können singen. Sauber, punktgenau, harmonisch. Daran lässt auch ihr viertes, selbstbetiteltes Album keinen Zweifel. Allein das reicht ihrem Indie-Pop nur für das Prädikat nett, der kleine Bruder von ziemlich harmlos.

Nun sind Lucius nicht nur Jess Wolfe und Holly Laessig, die beiden konform gestylten Frontfrauen und ihre synchron geschnittenen Blunt Bobs mit Pony, die mit ihren Stimmen im Laufe der letzten 16 Jahre vermutlich mehr Grammy-nominierten Refrains den finalen Schliff verliehen haben als ihnen selbst lieb sein kann. Die beauftragt wurden, bei Roger Waters Konzerten die übermenschlichen Fähigkeiten von Sessionsängerin Clare Torry auf „Darkside Of The Moon“ live umzusetzen. (Gelang ihnen dann doch nur so mittelmäßig.)

Nein, auch wenn es auf Promotionbildern häufig einen anderen Eindruck macht, wären da eben auch noch die beiden Multiinstrumentalisten Peter Lalish und Dan Molad, die so ziemlich alles verantworten, was nicht gesungen ist. Dass sie Drums, Bassgitarren und gelegentliche elektronische Spielereien jedoch stets in den Dienst des Gesangs von Wolfe und Leassig stellen, trägt zu einer spannungsarmen Aneinanderreihung von Songs bei, die sich in der Reihenfolge untereinander beliebig vertauschen ließen, ohne dass es auffallen würde.

Es gibt vielleicht die eine Ausnahme: Die Single „Old Tape“ mit Adam Granduciel von The War On Drugs, bei dem Granduciel allein mit seinem Gitarrenspiel den Unterschied macht und eine Art melancholischen Fahrstuhlpop für Fortgeschrittene geschmackvoll und atmosphärisch ins Szene setzt. Er revanchiert sich hier für Lucius Gesangsbeitrag auf dem aktuellen The-War-On-Drugs-Albums im Song „I Don’t Live Here Anymore„.

Der zweite Gasbeitrag stammt von Madison Cunningham im Song „Impressions“, der in den besten Momenten an eine Fleetwood Mac B-Seite erinnert, die es nie auf „Tusk“ geschafft hat. Immerhin sind Lucius mit den beiden Stücken am dichtesten dran, ihren Konformismus aufzubrechen.

Zum ersten Mal seit ihrem Debüt haben sie das Album vollständig selbst geschrieben und produziert. „Wir wollten einfach nur wieder wir vier sein“, heißt es deshalb aus dem Bandlager – ein sympathischer Gedanke, der sich musikalisch allerdings als eine Art wohltemperierte Nabelschau entpuppt.

Was bleibt, sind zwei Hochleistungs-Vokalistinnen, die vergessen haben, dass Emotionen nicht zwingend nur aus makellosem Chorgesang bestehen.

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