Die Liste deutscher Musik-Exportschlager aus dem Alternativ-Sektor fällt nicht unbedingt üppig aus, hinkte die Bekanntheit der dort eingetragenen Künstler*innen im Ausland – zumindest im Prä-Streaming-Zeitalter – meist dem Erfolg im eigenen Land hinterher.

Bei Xmal Deutschland war es umgekehrt, nach dem Single-Erstaufschlag per „Schwarze Welt“ auf Alfred Hilsbergs berühmten Hamburger ZickZack Records Plattenverlag – auf dem von den Genialen Dilletanten bis zu den späteren Diskurs-Poppern viele Kolleg*innen vorstellig wurden – begann für die Damen mit einem Vertrag bei 4AD eine international erfolgreiche Zeit, die unter anderem eine Tour mit dem Label-Flaggschiff Cocteau Twins und Support für die Stranglers in Wembley-Stadion bedeutete.

„Gift: The 4AD Years“ blickt auf den Karriere-Zenit der Formation zurück, bündelt die ersten beiden Longplayer „Fetisch“ und „Tocsin“ sowie einige dort veröffentlichte EP-Beiträge und liefert nicht nur ein Fan-Geschenk, sondern auch eine Gelegenheit für nachrückende Musikfreund*innen, sich in kompakter Form davon zu überzeugen, dass Xmal Deutschland mit ihrem Post-Punk-Gothic-Wave-Konglomerat den Vergleich mit den damaligen Genregrößen nicht scheuen mussten.

Was zu hören ist, ist alles andere als eine „Qual“ und es ist kein „Geheimnis“, dass die Band Beiträge für das Lebensgefühl der Achtziger ablieferte. Kühl, düster, zwischen Pershing und SS20 entsprechend nihilistisch, lieferten dick aufgetragene Synthies, treibende Drums, druckvolle Gitarren und ein Bass, der wie Leuchtmunition seine Spur zieht, die Grundierung für den sezierenden Gesang von Anja Huwe.

Die Protagonistin, die im letzten Jahr mit dem Soloalbum „Codes“ nach dreieinhalb Jahrzehnten von sich hören machte, sagte unlängst in einem Interview „… für eine lange Zeit waren wir unaufhaltbar.“.

In diesem Sinn waren „Incubus Subccubus II“ und die übrigen Nummern in Szeneclubs welt – vom The Batcave in London bis zum Linientreu in Berlin – als Tanzbefehle zu verstehen.

„Gift: The 4AD Years“ ist ein Tondokument aus einer Zeit, in der Musik noch auf Kassetten getauscht wurde. Die zeitlosen Ideen von Xmal Deutschland zünden bis dato und entwickeln, schnörkellos produziert, auch nach 40 Jahren noch ihren Sog.

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