Es ist zwei Jahre her, dass sich Meg Remy aka U.S. Girls auf „Bless This Mess“ so pop-affin wie selten zuvor präsentierte. „Scratch It“ knüpft an diese Zugänglichkeit an, tragen die neuen Songs aber unüberhörbar den Südstaaten-Spirit vom Aufnahmeort Nashville in sich.

Dort haben sie und die inzwischen als feste Formation an ihrer Seite stehenden Mitstreiter*innen, der Gitarrist Dillon Watson, Raconteur Jack Lawrence am Bass, Schlagzeuger Domo Donoho, sowie Jo Schornikow und Tina Norwood an den Tasten, die Platte in nur zehn Tagen fertiggestellt.

„Die Band spielt, als käme sie aus Tennessee“ konstatierte die Protagonistin, wozu nicht zuletzt die Gastbeiträge von Mundharmonika-Legende Charlie McCoy beigetragen haben dürften.

Einen Opus gab es vorab. In 12 Minuten erinnerte „Bookends“ an ihren verstorbenen Freund Riley Gale, bahnte sich das Stück zwischen wehmütiger Blues Harp und Hammond-Orgel – die im Albumverlauf eine tragende Rolle einnimmt – einen Weg durch Soul und Southern-Rock, begleitet vom Gesang der Wahlkanadierin, der hier in seiner kompletten Bandbreite das Auf und Ab eines Lebens bis zum Tod besingt.

Die Arrangements der acht anderen Nummern werden von Country-, Gospel-, Rock-, Soul-Einflüssen gespeist, die das jeweilige musikalisches Kernthema begleiten.

So groovt charmanter Indie-Pop mit bunt getupften Streichern durch den Opener „Like James Said“, grüßt „Dear Patti“ – dezent instrumentiert – die Alternative-Ikone Patti Smith (ein Vorbild, das Meg Remy nie traf), dreht der „Walking Song“ entspannt weitläufige Runden durch die Szenerie.

Der angeschrägte Folk von „Firefly On The 4th July“ feiert Land und Leute, wie auch der Rest ihrer Lyrics inhaltlich auf basale Freuden des Lebens konzentriert bleibt.

„Ich glaube, ich dachte lange, oh, ich mache etwas so Cooles, indem ich versuche, subversive Texte in Popmusik einzubauen“ sagte einst Meg Remy – dato stehen Älterwerden und mütterliche Verantwortung auf dem Programm der Autorin.

„You gotta dance `til you feel better“ zitiert der Eingangstrack James Browns „Get To Offa That Thing“ – mit „Scratch It“ im Ohr dieser Aufforderung nachzukommen, sollte nicht schwer fallen.

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