Hannover mag ja nicht unbedingt gerade das Zentrum der Kultur Deutschlands sein, wenn es um Rockmusik geht, ist die Stadt mit den Scorpions und Fury In The Slaughterhouse sehr gut aufgestellt. Im Schatten dieser großer Namen, aber nicht unbedingt minder rockend sind seit 1988 Terry Hoax unterwegs.
Frontmann Oliver Perau ist zwar die einzige Konstante, mit Martin Wichary und Hachy Hachmeister konnte er aber langjährige Mitstreiter wieder als Band vereinen. Zu fünft werkelte man am neuen Longplayer „Celebrate Nothing“ und darf kurz vor dessen Veröffentlichung als Support von Billy Idol sicherlich ein Bandhighlight erleben.
Die Herren sind keineswegs Altrocker. Auch, wenn viel Pathos mitschwingt, klingt der Sound erfrischend nach 90er Liverock und die Parallelen zu vorher genannten Bands derselben Heimatstadt halten sich in Grenzen.
Schon „Celebrating Nothing“ schmerzt keinem Gehör und überzeugt mit einem tollen Mitsingrefrain, das folgende „Shame On Me“ bietet einen dynamischen Spannungsbogen, der zum Chorus hin die Extremitäten in Bewegung versetzt.
Das ist zwar Rockschema F, aber mit Routine eingespielt. Stimmlich ist Perau wandlungsfähig und beherrscht die melodischen Passagen von „Meanwhile“ ebenso, wie die temporeichen von „High Into The Sky“. Letzterer Titel arbeitet sich mit schmissigen Riffs und einem eindringlichen Chorus in die Verweilzentrale des Gehörs vor, wo sich auch „Screwed Without You“ einfindet.
„Falling“ hingegen spielt auf der Klaviatur der Rhythmik und bringt Musik, die doch tatsächlich arg an Fury In The Slaughterhouse erinnert.
„The Last Call“ schlägt balladeskere Töne an, denen man routiniert platziert, einen energiegefüllten Refrain zur Seite stellt, bevor „Lose My Faith“ endgültig in der Akustikschachtel nach abgegriffenen Akkorden kramt. Einzig Perau kann hier mit seinem emotionalen, kontrollierten Gesang Punkte einsammeln.
„Welcome To Tomorrow“ bringt Stadionrockemotionen mit einem orchestralen Chorus und einem griffigen Akkord, der eingängig Menschenmassen in Bewegung zu versetzen vermag. Tatsächlich schaffen es Terry Hoax hier, den 90er Liverock mit der Moderne zu vermählen, ohne dabei angestrengt gewollt zu wirken.
Von da an scheint es der Band ein leichtes, den Albumtitel „Celebrate Nothing“ zu widerlegen. „Better Now“ ist eine stimmige Rockballade, die Perau mit näselndem Gesang zu melodischen Refrainweihen führt.
„Circle Of Desire“ tanzt den Klassik-Rock-Derwisch mit fetzigen Akkorden, bevor „Don´t Need Somebody“ mit temporeichem Drumspiel und einprägsamem Dauerloop-Refrain das Dutzend Tracks komplettiert.
Terry Hoax bieten klassische Rockmusik mit ganz viel 90er Jahre Pathos. Dank der stimmlichen Bandbreite von Frontmann Perau und dem Gespür für amerikanisierte, stadiontaugliche Rockmusik ist „Celebrate Nothing“ tatsächlich ein Longplayer geworden, den Freunde des Genres feiern werden.