Mit „Violent Delights“ präsentieren Jools aus Leicester ein Debütalbum, das viel will. Vielleicht zu viel. Die Ambitionen sind hörbar, das Anliegen spürbar, doch musikalisch wirkt das Album oft seltsam aus der Zeit gefallen.

Der Albumtitel „Violent Delights“, ein Shakespeare-Zitat aus „Romeo und Julia“, soll wohl Tiefe suggerieren, gerät aber zum Klischee. Tragische Leidenschaft, fatalistische Wucht, große Gefühle: Das kennt man. Gerade bei einem Debüt hätte man sich mehr Eigenständigkeit gewünscht als die Anlehnung an eine der bekanntesten Tragödien der Literaturgeschichte.

Was als wütender Befreiungsschlag gedacht ist, erinnert in Sound und Struktur eher an die Punk- und Alternative-Szene der frühen 2000er. Spuren von Bands wie Panic! At The Disco oder System Of A Down sind unverkennbar, nicht nur im wilden Genre-Mix, sondern auch im Hang zum dramatischen Überschwang.

Gerade dieser Eklektizismus, der sich aus Post-Punk, Indie, Metal, Spoken Word und Rap speist, gerät oft ins Straucheln. Statt spannender Reibung bleibt ein Gefühl von musikalischer Unentschlossenheit zurück.

Die Songs wirken stellenweise zusammenhanglos, das Chaos nicht kalkuliert, sondern zufällig. Das mag als Stilmittel funktionieren, wenn es gut ausgeführt ist. Bei Jools wirkt es eher forciert als kohärent.

Auch der vielgelobte Doppelgesang von Mitch Gordon und Kate Price kann nicht immer überzeugen. Während die stimmliche Kombination grundsätzlich Potenzial hat, verliert sich dieses oft in überladenen Arrangements oder repetitiven Mustern.

Besonders „Mother Monica“, einer der zugänglicheren Tracks, bleibt durch gefällige Riffs und Background-Vocals zwar im Ohr, aber nicht durch Originalität, sondern durch Bekanntes. Vieles auf der Platte klingt wie ein Rückgriff auf bekannte Elemente britischen Punk-Rocks, ohne sie wirklich neu zu denken.

Textlich bleibt „Violent Delights“ zweifellos kraftvoll. Songs wie „97%“ oder „Dunoon“ behandeln relevante Themen wie sexualisierte Gewalt oder familiären Alkoholismus.

Doch gerade die Kluft zwischen inhaltlicher Tiefe und musikalischer Umsetzung lässt das Album schwanken. Die Wut ist da, das Anliegen bedeutsam, doch die Verpackung wirkt oft zu vorhersehbar oder zu unfokussiert, um nachhaltig zu beeindrucken.

Jools meinen es ernst, das steht außer Frage. Doch „Violent Delights“ klingt mehr nach ambitioniertem Versuch als nach gelungenem Statement. Ein Debüt, das laut ist, aber selten wirklich trifft.

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