Die walisische Sprache Cymraeg klingt beinahe mystisch, wenn sich die Akustikgitarre in „Pan Ddaw’r Haul I Fore“ mit dem mittelalterlich angehauchten Tonmotiv des Songs vereint, scheint die Endlichkeit aus Nebelschwaden zu grüßen. Der Urheber dieser Klänge ist jedoch kein Druide, sondern Gruff Rhys mit seinem neuen Album „Dim Probs“.
Rhys, seines Zeichens nicht nur als Leader der Super Furry Animals in bester Erinnerung, sondern ein weltweit geschätzter Künstler, hat erstmals seit „Pang!“ (2019) wieder ein komplettes Album in der Amtssprache seiner Heimat eingesungen und darauf alle Register seines musikalischen Know-hows gezogen.
Trommel und Klavier färben das verhaltene „Cân I’r Cymylau“ im Stil eines Traditionals, wenn für „Saf Ar Dy Sedd“ ein ohnehin heiterer Grundtenor auf sonniges Zwanie-Jonson-Feeling trifft.
Wenn Hörner und ein schwingender Backgroundchor „Taro #1 + #2“ zusammenzählen, hat die „Dim Probs“ Atmosphäre die Hörer*innen erreicht.
Wer dann noch – ohne sich die Zunge zu brechen – in „Chwyn Chwyldroadol!“, einem Stück über revolutionäres Unkraut, den lässigen Folk-Pop mitsingt, ist endgültig von der neunten Platte des Protagonisten gefangen.
Auf „Dim Probs“ lässt Gruff Rhys die Arrangements wie ein Konglomerat seines künstlerischen Werdegangs, das von der Zusammenarbeit mit dem BBC Orchester bis zu den Gorillaz reicht, klingen. Der Nachfolger der 2024er Platte „Sadness Sets Me Free“ knüpft thematisch an diesen bisherigen kommerziellen Bestseller an.
So ist die Melancholie der illusionsfreien Bestandsaufnahme des Seins in den 12 Nummern grundsätzlich positiv besetzt, lädt ein, den Weltuntergang zu tanzen, die eigene Vergänglichkeit anzunehmen, um ein ums andere Mal mit der Leichtigkeit der Melodie im Ohr auf der Schussfahrt des Lebens zum Überholen anzusetzen.
Mal voluminös, mal minimalistisch, teils mit elektronischen LoFi-Equipment mit Produzent Ali Chant aufgenommen (auf dessen langer Kolloboratonsliste sich unter anderem Perfume Genius und PJ Harvey finden), machen wirbelnde Drums „Adar Gwyn“ Beine, kommt „Slaw“ ohne Worte aus, bis sich der heftig mit dem Jazz flirtende Schlussakkord „Acw“ in Schönheit auflöst.
Mit „Dim Probs“ hat Gruff Rhys Vergänglichkeit erneut einen akustischen Mehrwert gegeben.
