Die Psychedelic Porn Crumpets mutieren langsam aber sicher zu den Everybody’s Darlings der australischen Punk-Szene und vertrauen dabei auf die King Gizzard & The Lizard Wizard Formel: Ein absurder Bandname, eine enorm hohe Release-Taktung und ganz eigenwillige Sound-Ideen. „Pogo Rodeo“ ist das zweite Album der Band in diesem Jahr und trotzdem so intensiv, als hätte das Quintett fünf Jahre Kraft tanken können.
Es macht einfach Spaß, bei diesem Rodeo dabei zu sein: Es macht Freude, Jack McEwan beim Schlittern vom Punk-Gestus in den breiten Chorus zuzuhören. Es macht schwindelig, den Gitarren von Luke Parish beim Schleifendrehen zuzuschauen. Es lässt Münder offenstehen, wie Danny Caddy an den Drums so viel Krach und doch auch so minutiöse Stimmungswechsel bringen kann. Und dass Chris Young am Keyboard in diesem LoFi-Krach auch noch eine tragende Rolle spielen kann, zeigt dass der Lärm hier eine klare Form findet.
Fans von Chaos-Bands wie Fidlar oder PUP haben ihr Herz hoffentlich eh längst an diese Australier verloren, ansonsten ist „Pogo Rodeo“ das perfekte Einstiegsmomentum.
So hymnisch und groß wie in „Salsa Verde“ klang die Band noch nie, „Manny’s Ready to Roll“ übertrumpft den 00er Indie-Rock von Bands wie den Vines mit einer endlosen Energie.
Jede Strophe der ersten Albumhälfte, die sich in immer neuen Rhythmuswechseln wiegt und von McEwan konsequent nach vorne gezerrt wird, hat ein klares Ziel: die pure Verausgabung im Refrain.
Das ist natürlich keine völlig neue Zauberformel, die Psychedelic Porn Crumpets haben mit sechs Alben in sechs Jahren aber genug Spielerfahrung gesammelt, um das Selbstbewusstsein und das Können der Großen mitzubringen. Die Riffs sind einfach ‚Chef’s Kiss‘!
Das ohnehin großartige Album findet seine eigene Kirsche im Erweitern der eigenen Formel:
„Japan“ spielt mit Stimmverzerrern und markiert die Zäsur das Albums mit der Eröffnung des Raum fürs Psychedelische. „Unconventional Daze“ hat lange in der Sonne von Tame Impala gelegen und der Refrain von „Watermelon“ ist ungewohnt melancholie-getränkt.
„Pogo Rodeo“ ist ein herausragend gut produziertes, geschriebenes und gespieltes Album für alle, denen Gitarrenmusik heute noch etwas geben kann. Kreativ und impulsiv gleichermaßen sollte das hier die Eintrittskarte für die großen Bühnen werden. Die Crumpets hätten es sich verdient.
