Betrachtet man sich den Typ auf dem CD Cover meint man, einen Vintage Porno erwischt zu haben. Es handelt sich jedoch um das zweite Album von George Lewis Jr. aus Brooklyn, der Mann der zwar nicht schneller schießt als sein Schatten, vermutlich aber zwei wirft und sich deshalb Twin Shadow nennt.
Und wie das Cover ahnen lässt – kaum liegt die Scheibe im Player, beginnt die wilde Reise in die Achtziger. Damals als die Sonnenbrillen und deren Träger noch Stil hatten und alles so cool und untouchable war wie die Synthi Sounds von Human League. Nun war Lewis aber so schlau, diese Dekade nicht ehrfurchtvoll zu kopieren. Die Tonstudios von heute bieten eben auch ein paar mehr Möglichkeiten als damals (aus denen die Nerds mit den dicken Brillen und den Vollbärten meist trotzdem nur Frickelei gepaart mit dünnen Stimmchen herausbekommen) und Twin Shadow macht was daraus.
Man hört viel Prince (formerly known as The Symbol), etwas Don Henley und auch Bruce Springsteen fehlt nicht (mal wieder „I’m On Fire“ vom Boss einlegen und danach „Run My Heart“ hören). Von der fulminanten ersten Auskopplung „Five Seconds“ (Knaller Video übrigens) über „You Call Me On“ bis „Be Mine Tonight“ – jeder Song von “Confess” könnte eine repräsentative Single für das Album sein. Allerdings klingt der Einstieg von „When The Movie Is Over“ unangenehm nach Michael Cretu`s 80er Wunderwaffe Sandra.
Mr. Lewis gibt sich in seinen Liedern als Macho allererster Güte, der bestenfalls sein Motorrad un die dazugehörige schmierige Lederjacke liebt und auch sonst nicht auf den Retro Klammerblues von Hurts steht. Beziehungen sind in seinen Texten eher ein Grund, den Emotionen der Gegenseite nach der Paarung schnell eine Absage zu erteilen (“This isn`t love, I´m just a Boy, you’re just a Girl” in „Run My Heart“ oder „Some people say you`re the golden light – and if I chase after you, doesn`t mean it`s true” in „Golden Light“), nur „I Don’t Care“ macht diesbezüglich eine Ausnahme.
Und alles zusammen klingt das nach einem Album für den Jahresrückblick 2012.