MIA (Credit Daniel Sannwald)Egal, was M.I.A. seit ihrem Erscheinen auf der musikalischen Bildfläche anpackt, stets wird die Sängerin von einer anschließenden Kontroverse um ihre Person begleitet, die auch bei ihrem vierten Album “Matangi” nicht abreissen will. Dieses Mal hat sich die englische Künstlerin mit den singhalesischen Wurzeln gleich ihr Label vorgeknöpft, das die Veröffentlichung ihrer neuen Platte in ihren Augen unnötig in die Länge zog. Erst die Drohung M.I.A.s das Album selbst zu leaken, drängte das Label dazu endlich ein Release-Date festzulegen. Als Grund für all die Aufruhr galt die Tatsache, dass die neuen Songs angeblich zu poppig und glatt ausgefallen waren.

Und das, obwohl M.I.A. in ihrer Karriere doch am laufenden Band dafür gesorgt hat als “Wild Child” zu gelten, das sich von niemanden etwas vorschreiben lässt und betont selbstbewusst auf die Etikette pfeift. Angefangen von ihrem Sound, der sich partout in keine Schublade stecken lässt und sich nicht darum schert mit einem groß angelegten Genre-Clash aufzuwarten. Für M.I.A. existieren keine musikalischen Grenzen und so fällt das Ergebnis, das sich an Hip Hop, Electro, Grime oder auch Dancehall orientiert, in jeder Hinsicht bunt und unangepasst aus.

Diese Einstellung der Künstlerin verwickelte sie in der Vergangenheit immer wieder in Diskussionen mit MTV oder auch YouTube, die ihre Videos teilweise als zu provokant und skandalös empfanden und infolge dessen den Zensurstift schwangen bzw. gleich ein Sendeverbot verhangen. So verwunderte es wohl auch niemanden, dass selbst der Auftritt beim Super Bowl 2012 zusammen mit Madonna und Nicki Minaj ebenfalls für ein paar entglittene Gesichtszüge bei ein paar Offiziellen sorgte, weil M.I.A. mal eben vor einem Millionen Publikum ihren Mittelfinger in die Kamera streckte.

Auch die in ihren Songs immer wieder zum Ausdruck gebrachten politischen Ansichten trugen dazu bei, dass der Zündstoff für Diskussionen rund um ihr Image ständig von Neuem angeheizt wurde. Aktuell machte sie bei ihrer kürzlich in New York stattfindenden Show auf sich aufmerksam, in dem sie ihren langjährigen Freund Julian Assange per Skype-Schaltung in ihr Set einbaute und dem umstrittenen Wikileaks-Gründer eine Plattform bot. Wie bezeichnend, dass die erste Single-Auskopplung aus “Matangi” ausgerechnet auf den Namen “Bad Girls” hört.

M.I.A. weiss eben wovon sie spricht und schafft als Künstlerin den Spagat zwischen eigenwilliger Inszenierung und dem Profil einer Sängerin, die mit Songs wie “Y.A.L.A.” auch den Bezug zum Mainstream bzw. der Jugendkultur nicht scheut. Auf “Matangi” holte sie sich laut eigener Aussage Inspiration von der gleichnamigen Hindi-Göttin und ließ ihre Gedanken beim Texten um spirituelle Dinge wie Karma, aber auch Politik kreisen. Zusammen mit der Fülle an fernöstlichen und westlichen Einflüssen auf musikalischer Ebene gerät auch ihr vierter Albumstreich wieder zu einem wahren Feuerwerk der stilistischen Vielfalt.

Für die Aufnahmen zog es Mathangi “Maya” Arulpragasam, wie schon zuvor, an ganz unterschiedliche Orte der Welt und so nutzte sie ihre Aufenthalte in London, der Karibik, Indien oder Los Angeles für die persönliche Spurensuche, um die gewonnenen Eindrücke anschließend über das gesamte Album zu verteilen. Als Dauerbegleiter an ihrer Seite fand sich auch dieses Mal ihr Produzent Switch an den Reglern ein und formte die entstandenen Songideen mit seiner individuellen Note.

 Gleich auf zwei neuen Songs (“Exodus”, “Sexodus”) bekommt M.I.A. Unterstützung von The Weeknd und schlägt in beiden Tracks vergleichweise sanfte Töne an, die jedoch im Bezug auf das neue Album nicht am Image der wortgewandten Rapperin kratzen. Dafür schießt sie uns auch jetzt noch schlagfertig eine Zeile nach der anderen um die Ohren und lässt uns mit der Gewissheit zurück, dass sie auch 2013 nicht auf den Mund gefallen ist oder gar etwas von ihrer aufmüpfigen Art eingebüßt hat. Statt dem Mittelfinger strecken wir daher lieber beide Daumen hoch.

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