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Wir sind Frauen und wollen nicht als unattraktiv gelten – Warpaint im Interview

Warpaint (Credit Chris Cunningham)Bei ihrem Debüt 2010 gab es viel Furore um die aus den vier Frauen Emily Kokal, Theresa Wayman, Jenny Lee Lindberg und Stella Mozgawa bestehende Band Warpaint. Am vergangenen Freitag ist das zweite , diesmal selbstbetitelte Album erschienen.  Aus diesem Anlass sprach MusikBlog mit Sängerin und Gitarristin Theresa Wayman im Holiday Inn in New York City über die verschiedenen Phasen der Liebe und warum sich vier Jahre Warten gelohnt hat.

MusikBlog: Das Debut “The Fool” wurde 2010 ordentlich gehypt, “Indie Konsens Platte” usw. genannt, Warpaint war die Hoffnung schlechthin. Wieso also vier Jahre bis zum nächsten Album warten und all das Momentum verlieren?

Theresa: Wir wollten unbedingt mit diesen Produzenten (Anm. der Red.: Flood/Mark Ellis, der auch schon Nick Cave And The Bad Seeds, Depeche Mode, U2, New Order und viele mehr produziert hat sowie Nigel Godrich, dem Produzenten von Radiohead) arbeiten, aber sie waren vorher nicht verfügbar. Wir haben Ende 2011 angefangen, neue Songs zu schreiben, bis Ende 2012. In 2013 haben wir dann die Songs aufgenommen. Danach mussten wir warten.

MusikBlog: Hat sich das Warten denn gelohnt?

Theresa: Ja, finden wir schon. Uns gefällt das Album besser als unser Debüt “The Fool”. Wir wollten eine neue Stufe erreichen und das erste Album in vielen Dingen überbieten. Die Songs für “The Fool” sind über einen langen Zeitraum entstanden und waren sehr experimentell. Wir wussten nicht so richtig, was wir tun, als wir es aufgenommen haben. Das sollte diesmal anders sein.

MusikBlog: Der Sound auf “Warpaint” wirkt in seinem Minimalismus – anders als z.B. bei The xx – trotzdem opulent.

Theresa: Wir wollten aus wenig viel machen und einen großen Sound erzeugen, mit unseren musikalischen Mitteln, u.a. durch den Einsatz von Background Chorus.

MusikBlog: Textlich ist das Album düsterer als der Vorgänger.

Theresa: Die Texte sind eigentlich nicht düsterer, sondern auf dem gleichen Niveau. Sie sind nicht depressiver geworden, keiner von uns ist depressiver geworden.

MusikBlog: Viel Hoffnung gibt es trotzdem nicht in den Texten…

Theresa: In der Musik geht es ja generell darum, Emotionen auszudrücken und verschiedene Stimmungen auszudrücken. Uns interessiert es mehr, die dunklen und traurigen Seiten des Lebens in unserer Musik auszuleben.

MusikBlog: Und auch die Widersprüche wie in “Love is to die/Love is not to die/Love is to dance”? An was glaubt denn Warpaint?

Theresa: In “Love Is To Die” geht es zunächst mal um die verschiedenen Phasen einer Liebe. Manchmal ist Liebe nun mal zum Sterben, manchmal aber auch nicht, sondern zeigt einem die positiven Seiten des Lebens. Und manchmal ist sie eben auch einfach zum Tanzen und man fühlt sich lebendig.

MusikBlog: Auch die Songs auf “Warpaint” sind teilweise tanzbar, z.B. “Disco/Very”. Ist es dadurch leichter, die Texte zu transportieren?

Theresa: Ja, auf jeden Fall – obwohl “Disco/Very” der einzige tanzbare Track ist. Aber wir haben gern zu einem düsteren Text eine leichte Melodie, dann verstärken sich die Stimmungen nicht. Das gilt übrigens auch umgekehrt. Wir mögen es nicht, wenn sowohl Text als auch Musik zu düster oder traurig sind und in die gleiche Richtung gehen.

MusikBlog:  Schmeichelt es euch, wenn die Hörerschaft euer Aussehen kommentiert anstelle der Musik oder ärgert euch das?

Theresa: Es stört uns nicht. Natürlich finden wir es angenehm, wir sind Frauen und wir wollen nicht als unattraktiv gelten. Und wir wissen, dass für die Leute unsere Musik an erster Stelle steht, dass sie unsere Musik hören und sich nicht nur für uns als Frauen interessieren. Wenn das anders wäre, dann würde es uns wahrscheinlich stören.

Theresa geht derweilen ins Bad, um sich für den folgenden Auswärtstermin fertig zu machen und spricht von dort weiter.

MusikBlog: Das Albumcover ist sehr beeindruckend. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Chris Cunningham?

Theresa (aus dem Bad): Chris ist ja mit Jenny (Anm. der Red.: Jenny Lee Lindberg, die Bassistin der Band) verheiratet und er war demzufolge die ganze Zeit dabei, als wir das Album aufgenommen haben. Er hatte die Idee, das Cover zu gestalten.

MusikBlog: Wart ihr in den Gestaltungsprozess involviert?

Theresa: Wir waren natürlich in den Prozess involviert, aber Chris kennt uns sehr gut und weiß genau, wer Warpaint ist, wofür wir stehen und was zu uns passt.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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