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Wir sind erwachsen geworden – Blood Red Shoes im Interview

Die Blood Red Shoes gehen mittlerweile ins 10. Jahr ihres Musikschaffens. Im Februar haben sie ihr neues Werk, veröffentlicht, bei dem sie vieles anders gemacht haben. So haben die BRS es zum ersten Mal außerhalb von England, in Berlin, aufgenommen, zum ersten Mal nicht in einem Studio und ihr Album zum ersten Mal selbst produziert. Laura-Mary Carter, Gitarristin und Sängerin erzählt uns, warum sie das so wollten, welche Konsequenzen das hatte und wie es ist, mit einem vor Selbstbewusstsein strotzenden, männlichen Kollegen nahezu pausenlos zusammen zu arbeiten.

MusikBlog: Euer neuer Longplayer klingt eher wieder nach den früheren Alben vor “In Time To Voices” von 2012. War das so beabsichtigt?

Laura-Mary: Die Songs sind vielleicht eher wie auf den ersten beiden Alben. Akustisch klingt es jedoch ganz anders als alles bisherige, es ist roher, die Gitarren sind viel lauter. Bei “In Time To Voices” wollten wir etwas ganz Neues ausprobieren und uns keine Limitierungen setzen, was den Sound anging. Das hatte jedoch zur Folge, dass wir viele Albumtitel nicht live spielen konnten. Unser Ziel für das neue Album war daher, es aggressiv genug klingen zu lassen und die Songs live spielen zu können. Es ist zwar ein Schritt zurück bezüglich der Rohheit, aber wir haben viel von “In Time To Voices” mitgenommen und haben gelernt, worin wir wirklich gut sind.

MusikBlog: Nämlich worin?

Laura-Mary: Die Aggression in die Songs zu bringen. Wir haben das Gefühl, dass wir das zum ersten Mal auf dem neuen Album wirklich geschafft haben.

MusikBlog: Hatte auch die Entscheidung, diesmal alles selbst zu produzieren, damit zu tun?

Laura-Mary: Ja. Wir haben für die ersten drei Platten mit Mike Crossey als Produzenten zusammen gearbeitet, was schon eine sehr lange Zeit war. Bei den Aufnahmen zu “In Time To Voices” gab es zwischen uns aber viele Unstimmigkeiten, “Two Dead Minutes” zum Beispiel hat uns in Mikes Version gar nicht gefallen und wir haben unsere selbst aufgenommene Demo-Version für das Album verwendet. Letztes Jahr haben wir dann in den USA John Congleton kennengelernt, der unter anderem auch St. Vincent produziert hat. Mit ihm haben wir unsere EP “Water” aufgenommen und er hat uns ermutigt, das nächste Album selbst zu produzieren.

MusikBlog: Aber das war doch auch ein großes Risiko?

Laura-Mary: Ja, aber wir wollten dieses Risiko bewusst eingehen. Es ist natürlich immer gefährlich, wenn man niemanden hat, der einem Feedback gibt. Wir waren ja zu zweit in einem Raum mit Betonwänden, mit nichts weiter darin als ein paar Stühlen. Manchmal hatten wir wirklich Zweifel, ob die Songs tatsächlich so gut für andere klingen würden, wie wir es selbst dachten.

MusikBlog: Hat diese Erfahrung euch gestärkt?

Laura-Mary: Wir sind dadurch viel selbstbewusster und erwachsener geworden. Für mich ist es jetzt viel einfacher, auf der Bühne zu stehen. Früher war das sehr schwer für mich, aber jetzt fühlt es sich natürlich an. Auch als Band funktionieren wir jetzt viel besser zusammen.

MusikBlog: Inwiefern?

Laura-Mary: Steven und ich sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Steven ist sehr selbstbewusst, ich bin eher zurückhaltend und mache mir mehr Sorgen um bestimmte Dinge. Steven ist auch eher der Jam-Session Typ während ich nichts dagegen habe, die Songs Stück für Stück zu entwickeln.

MusikBlog: Und diese Gegensätze führen nicht zu Konfrontationen?

Laura-Mary: Ich denke, dieser Unterschied ist es, der uns kreativ zusammen arbeiten lässt. Steven mag manchmal versuchen, mich zu überstimmen und vielleicht hat er auch das Gefühl, dass es ihm gelingt, aber es ist nicht wirklich so. Wir müssen die Songs ja gemeinsam spielen. Er hat also gar keine andere Wahl, als auf mich zu hören. (lacht)

MusikBlog: Wie wollt ihr euer neu gewonnenes Selbstbewusstsein nutzen?

Laura-Mary: Wir überlegen, für längere Zeit in die USA zu gehen. Das wollten wir schon immer machen, aber bisher hatten wir nicht die Möglichkeit, auch finanziell nicht. In Europa ist es einfacher, wenn man noch eine unbekannte Band ist. Aber wir sind nun schon seit 10 Jahren hier und es ist an der Zeit, wieder etwas Neues auszuprobieren. Amerika ist so groß und so anders, es wird sich anfühlen, als würden wir nochmal von vorn anzufangen.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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