Der Boss ist back. Für diejenigen, die nicht allzu viel mit deutschem Rap zu tun haben: Das bedeutet, dass Kollegah ein neues Album auf dem Markt hat. “King” heißt die Platte. Wer nach bodenständigen, demütigen Texten sucht, ist hier falsch, denn der selbsternannte Boss Kollegah steht wahrlich nicht für Selbstunterschätzung.
Auf fast anderthalb Stunden Laufzeit preist er sich selbst, seinen Körper und seine Rapskills an. Doch auch dem Hörer möchte er etwas von seinem Glanz verleihen, indem er ihm zum Beispiel in “Du bist Boss” auf die eigene Bosshaftigkeit hinweist.
In anderen Songs geht es um Drogen (“Regen”), Waffen (“AKs im Wandschrank”), seine Leidenschaft für das Bodybuilding (“Lamborghini Kickdown”) oder den vermeintlich unfähigen Rest der deutschen Rapszene (“Sanduhr”). Eindimensionalen Gangsta Rap bietet “King” aber nicht. Über das übliche Themenspektrum hinaus werden stellenweise auch philosophische Fragen angesprochen (“Universalgenie”) und ruhigere Töne angeschlagen (“Morgengrauen”).
Das ist kein Hip Hop, der aus dem Leben erzählt und mit dessen Texten man sich identifizieren kann. Hier stehen Flow, Reimketten und Technik im Vordergrund. Und ganz nebenbei wird damit bewiesen, dass Kollegah momentan hinsichtlich dieser Qualitätsmerkmale der beste deutsche Rapper ist, auch wenn er keine Geschichten aus dem Block erzählt.
Stattdessen ist er der Jason Statham des Rap, seine Alben klingen wie Actionfilme. In seinen 21 Tracks lotet er inhaltlich nicht alle Grenzen aus, sucht dafür aber immer nach einem neuen genialen Wortspiel. Das muss man mögen, um an der Platte Gefallen zu finden.
Im Vergleich zum Vorgänger “Bossaura” klingt “King” wieder spürbar härter. Auf Autotune verzichtet Kollegah, die Beats sind düsterer und die Featuregäste heißen nicht mehr SunDiego und Sahin, sondern Favorite und Farid Bang. Sogar US-Rapper The Game gibt sich bei dem Song “Rolex Daytona” die Ehre.
Auch wenn Kollegahs Selbstbeweihräucherung übertrieben erscheinen mag: Im Kern trifft sie zu. In “Alpha”, dem Opener von “King”, lässt er seine Karriere Revue passieren und rappt gleich im ersten Part: “Ich habe Punchlinerap revolutioniert, ich habe Doubletimerap revolutioniert, ich habe Deutschrap an sich revolutioniert”. Ehrlicherweise muss man sagen, dass er damit nicht ganz Unrecht hat.