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Tinashe – Aquarius – Waterfalls

Würde man dem Vorurteil folgen, R`n`B Sängerinnen förderten den Absatz ihrer Tonträger nicht zuletzt durch ein angenehmes Äußeres, müssten die Verkaufszahlen von Tinashe astronomisch sein. Der Aufstieg der 21-jährigen aus Lexington/Kentucky lässt sich fast als kometenhaft beschreiben.  2012 veröffentlichte sie mit  „Reverie“ und „In Case We Die“ zwei Mixtapes, beide als Home-Recordings selbst produziert, im folgenden Jahr gab es dann „Black Water“ und nach Tape Nummer drei schnappte Sony zu. Der Branchenriese nahm sie unter Vertrag und veröffentlicht nun ihr Debut „Aquarius“.

Das Show-Business ist für die Sängerin kein unbekanntes Terrain. Sie modelte und kam über Ballett und Jazz-Tanz zum Film wo sie u.a. bereits Rollen in „Der Polarexpress“ (neben Tom Hanks) oder in „Two And A Half Man“ auf der Haben-Seite verbuchen kann. Ihre Gesangskarriere kam 2007 in Schwung, als sie mit der Girl-Band The Stunners unterwegs war, die es immerhin als Support auf Justin Biebers Welttournee schafften. 2011 war dort Schluss, von der Musik wollte und konnte die Trägerin des schwarzen Teak-Won-Do-Gürtels nicht lassen, sie erwarb Studio-Equipment und legte mit dem gesammelten Song-Writing Know-how los.

Tinashe, die Christina Aguilera, Aaliyah und Janet Jackson als musikalische Einflüsse nennt und ihre Songs bevorzugt im Auto schreibt, versucht auf ihrem Album, eine möglichst breite Palette an Klängen aus R`n`B, Hip-Hop und Pop zu kombinieren. Dabei respektiert sie sowohl die Vorlagen der Genre-Königinnen Rihanna oder Beyoncé und erinnert auch angenehm an TLC, verpasst der Musik aber gleichermaßen ihre eigene Handschrift. Lässige Soundschleifen treffen auf griffige Bass-Lines, die Snares zischen, der Drum-Computer tickt, dazwischen bildet die Flöte eine Hook und auch das Piano findet den richtigen Platz.

Herausragend dabei, ob bei Uptempo-Nummer oder Ballade, bleibt ihre soulige Stimme, die wie ein sanfter Wasserfall durch die Songs plätschert, dabei die Fließgeschwindigkeit auf ein Tropfen minimieren kann, um später wieder tiefe Wellen zu schlagen, um bei der Aqua-Thematik der Platte zu bleiben.

Die Lyrics wollen nicht den Weltfrieden retten, geht es in „2 On“ noch um Hardcore-Party, bleibt in der Folge viel Zeit für Herz, Schmerz, Enttäuschung und sonstige emotionale Momente welche, selbst wenn fragil mit FKA twigs Note dahin gehaucht, eine straighte Personality unter der Oberfläche ahnen lassen.

Wer als neutraler Musik-Konsument einmal in einen R`n`B- Club geraten ist und sich gewundert hat, warum nach einer halben Stunde schon wieder der Song vom Anfang läuft, dem sei versichert: Tinashe schafft es bei immerhin 18 Titeln, diesen Effekt, wenn überhaupt, erst im hinteren Drittel der Platte eintreten zu lassen.

Wenn das Outro „The Storm“ mit viel Regenwasser die Platte geschlossen hat, bleibt nur festzustellen: Wenn dem Album überhaupt etwas fehlt, dann der Hit, um der Schönen den endgültigen Sprung aus der Nische zum Mainstream zu bescheren.

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