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The Smashing Pumpkins – Monuments To An Elegy

Mr. Corgan befindet sich im Arbeitsrausch. Als hätte der alte Billy die dritte Luft gekriegt, hat er gleich zwei Platten aufgenommen plus ein Mini-Musical produziert.

Früh setzte der Mann aus Chicago samt seiner damaligen Mitstreiter mit den Platten „Siamese Dream“ (1993) und „Mellon Collie And The Infinite Sadness“(1995) Meilensteine der Alternative-Rock-Geschichte. In der Folge wurde die Musik introvertierter, mit dem 1998er Album „Adore“ startete diese Phase vielversprechend, um zwei Jahre später mit „Machina/The Machines Of God“ genauso stark nachzulassen.

Der Mastermind unterzog die Band diversen Personal-Rotationen und 2000 war dann erst einmal Feierabend. Nicht allzu lang dauerte die Pause, dem Meister juckte es schnell wieder in den Fingern. Er rekrutierte neue Musikanten und 2007 erschien mit „Zeitgeist“ das Downlight aller Smashing-Pumpkins-Alben. Danach über mehrere Jahre verteilte “Teargarden By Kaleidyscope” Konzept-Arbeit und vor zwei Jahren mit der Veröffentlichung von „Oceania“ immerhin wieder einstellige Chartplazierungen.

Nach dem Ausstieg von den Urkräften James Iha und Dàrcy Wretzky war die Band nach der Jahrtausendwende praktisch eine Ich-AG geworden, wer mitspielen durfte, bestimmte allein der sympathische Glatzkopf. Diesmal hat er uns ein besonderes Fossil mitgebracht: Tommy Lee! Genau der Tommy Lee, der jahrelang nur durch Liebe-Machen mit der drallen Sandburg-Queen Pamela Anderson auffiel. Was in Mötley Crüe-Kreisen aber durchaus als Resozialisierungs-Maßnahme gilt, schließlich hielt sich sein ehemaliger Bandkumpel Nikky Sixx auch jahrelang mit der Liaison zu „Miami Ink“ Tattoo-Ikone Kat Von D über Wasser. Egal, Hauptsache, die Jungs waren weg von der Straße.

Neun Songs befinden sich auf „Monuments To An Elegy“, die fast ausnahmslos die vier Minuten Grenze unterschreiten, so dass die Platte mit einer Gesamtlänge von einer guten halben Stunde nicht gerade ein Dauerläufer ist. Vorab gab es schon die Singles „Being Beige“ und „One And All“. Viel Innovation war dort nicht zu erhören, wenigstens im Ansatz erinnern die Songs aber an Großtaten wie „Tonight, Tonight“.

Die Gitarren dröhnen feist, der Bass klingt nach V8-Motor, alles dick zugekleistert vom Bombast-Synthesizer-Teppich. Die meisten Stücke sind nach dem Muster Strophe, Piano-Refrain, Forte-Strophe, Piano oder umgekehrt gestrickt. Der Einsteiger hört wie der zweite römische Kaiser auf den Namen „Tiberius“, der als rätselhaft galt und immerhin eine der längsten Dienstzeiten des Imperiums hatte, ist vermutlich aber nicht als Querverweis auf Corgans musikalisches Treiben zu werten.

„Anaise!“ überrascht immerhin eingangs mit einem funkigen Basslauf, „Run2me“ beginnt im schmalzigen Stampf-Pop-Modus, hat dann aber zum Glück nicht den Mumm, derartiges Killers-Gedöns bis zum Ende durchzuziehen, „Drum+Five“ integriert gar Folk-Anleihen von der grünen Insel.

Die Lyrics bewegen sich in ihrer melancholischen Dramatik zwischen Selbstverliebtheit und Größenwahn und sind dabei für einen Mittvierziger reichlich postpubertär. Wenigstens könnte beim Texten „Girl“ durch „Woman“ ersetzt werden, um diesen Eindruck zu entkräften. An den gequetschten Tonfall des Sängers haben wir uns über die Jahre gewöhnt und auf dem abschließenden „Anti-Hero“ wird sich noch einmal kräftig selbst gefeiert.

Obwohl das Album mit „Monument“ seinen Höhepunkt hat, stellt man sich ein Denkmal irgendwie anders vor. Insgesamt klingt es nach “Billy Corgan covert sich selbst”, was natürlich allemal besser ist als jede Smashing-Pumpkins-Fan-Band. Billy Corgans Leistung auf der Platte könnte man so beschreiben wie einst ein Fussball-Reporter die eines berühmten Verteidigers vom BVB in einem Champions-League Spiel: „Jürgen Kohler spielt das was er kann, nicht mehr und nicht weniger“.

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