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lilabungalow – Peace To Gold

Was kommt dabei heraus, wenn ein Lehrer, ein beinahe Leistungs-Schwimmer und ein studierter Schlagzeuger zusammentreffen? Eine Band natürlich, in diesem Fall lilabungalow aus Erfurt, die beweisen, dass die Thüringer Landeshauptstadt musikalische Alternativen neben Clueso und Nothern Lite zu bieten hat.

Eine fanatische Liebe zur Musik braucht es, um für sie das Beamten-Leben in die Tonne zu treten. Genau diese Obsession hat Patrick Föllmer geerbt, galt sein Großvater nicht nur als der beste Tangotänzer Brandenburgs, sondern er war auch Kapellmeister und Schlagzeuger.

Jedenfalls folgte Enkels erster Gitarre im Alter von 15 Jahren zügig die obligatorische Punk-Band. Das Lehramt-Studium konnte seine kreative Sehnsucht nicht ersticken, nach dem erfolgreichen Abschluss kam für den sich bereits im Staatsdiener-Modus befindlichen und mittlerweile Multiinstrumentalisten das Break-Out. Unentschuldigt begleitete er als Trompeter den italienischen Schlager-Barden Poalo Fusi und aus war`s mit der Lehrkörper-Laufband.

Bereits in Studienzeiten existierte lilabungalow als Ich-AG, 2008 dann die erste EP „Give Me A Chicken Sandwich“. Der Gedanke, die Patrick begleitenden Rechner durch Human-Musiker zu ersetzten wuchs. Langsam findet sich das Band-Gerüst, seine beiden Mitstreiter haben den Weg zur Musik höchst unterschiedlich gefunden.

Schlagzeuger Rene Colditz stand an der Pforte zur Leistungssport-Karriere, klappte aber als Schwimmer nur in einer Disziplin richtig gut, das war zu wenig. Keine Förderung mehr, raus aus der Sportschule, im neuen Klassenzimmer Tour-Lichttechniker von u.a Bonaparte kennengelernt und so die Brücke zur Musik geschlagen.

David Bönisch studierte ursprünglich auf einem Eilte-Musikgymnasium Geige, durch unangepasstes Verhalten folgte der Ausschluss dort und auf dem zweiten Studienweg ist er dann Schlagzeuger geworden, um bei lilabungalow Bass zu spielen. Drei musikalische Bilderbuch-Karrieren also, die 2012 gemeinsam ihr erstes, selbstbetiteltes Album an den Start brachten. Und das nicht ohne Referenzen, schließlich wird auf das Montreux Jazz-Festival nicht jeder eingeladen und als Support vor Herbert Grönemeyer aufzutreten gehört auch nicht unbedingt zum Alltag einer aufstrebenden Band.

Jetzt gibt es Nachschub, via Broken Silence erscheinen elf neue Songs, die zwischen Liebe und Tod die wichtigsten Themen-Spektren des Lebens abdecken und denen Genre-Grenzen fremd sind. Wer glaubt, es geht mit dem flockigen Indie-Pop des Titeltracks weiter, wird durch die Wandlungsfähigkeit des folgenden „Mother Love“ prompt überrascht. Dort treibt ein Flea-Bass das Stück nervös nach vorn, während sich Patrick Föllmer seine Stimmbänder im Vergleich zum Einsteiger neu geordnet zu haben scheint.

Mit „Mexico“ ist früh ein Album-Highlight erreicht, die Drums schleifen über eine Mariachi-Trompete und eine elektronisch verfremdete Stimme quengelt über Elektro-Versätze hinweg. „Cape Kennedy“ schlingert durch Loops und Sequenzer-Signale wie einst Radiohead über die “Kid A” Platte, „Diamond Face“ startet im Stil früher Prince-Aufnahmen, während „Superelider“ blubbert wie die Sauerstoff-Versorgung eines Aquariums.

Über die Platte hinweg werden die eingesetzten musikalischen Mittel wild gemischt, mal geht die Tendenz zu Minimal-Elektro, mal spielt Jazz eine Rolle, ein Stück weit öffnet sich die Disco-Tür und mit gutem Willen erkennt man Country-Anleihen. Ungezwungen ist das Treiben des Trios, sich selbst nicht unbedingt ernst nehmend, umgeben von der Atmosphäre einer Jam-Session.

Manchmal wünscht man sich ein klein wenig mehr roten Faden auf dem Album, vielleicht ist dessen Fehlen aber auch Absicht und das ist in Ordnung.

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