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Jeder hat irgendwo seine Finger mit drin – Menace Beach im Interview

Mit fuzzigen Gitarrenläufen, Jangle-Pop-Rhythmen und großen Melodien im Gepäck sorgten Menace Beach zu Beginn des Jahres mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums “Ratworld” für viel Aufsehen in der Szene. Sogar The Smiths-Veteran Johnny Marr erklärte das Indie-Rock-Quintett aus Leeds zu seiner neuen Lieblingsband. Überall hörte man die Leute applaudieren, wenn der Name Menace Beach fiel. Den Verantwortlichen selbst ist der momentan grassierende Hype um die Band aber ziemlich schnuppe. Statt den Erfolg zu feiern, die Beine erst einmal baumeln zu lassen und das plötzlich Rockstar-Dasein in volle Zügen zu genießen, schicken sie lieber ihre nächste Veröffentlichung ins Rennen. Diese heißt “Super Transporterreum“; eine EP mit fünf neuen Tracks, die nahtlos dort anschließen wo die Briten vor einem halben Jahr mit „Ratworld“ aufgehört haben. Wir verabredeten uns mit Gitarrist und Sänger Ryan Needham und plauderten mit ihm über Dauernörgler, Nebenschauplätze und druckbefreites Arbeiten.

MusikBlog: Hi Ryan. Momentan geht der Trend eher dahin, nach einem erfolgreichen Debütalbum erst einmal runterzukommen. Sprich: Viele Bands, die einen fulminanten Start hingelegt haben, lassen sich für ihre zweite Veröffentlichung auffällig viel Zeit. Ihr hingegen kommt bereits ein halbes Jahr nach eurem Debütalbum mit einem weiteren Mini-Album um die Ecke. Schwimmt ihr gerne gegen den Strom?

Ryan Needham: Grundsätzlich schon. Wir sind einfach der Ansicht, dass man fertiges Material so schnell wie möglich mit den Leuten da draußen teilen sollte. Sicher, wir hätten auch noch warten können. Aber warum? Die fünf neuen Songs spiegeln genau das wieder, was uns momentan musikalisch bewegt. Das sieht in einem Jahr vielleicht schon wieder ganz anders aus.

MusikBlog: Es gibt einige wenige Leute, die das Gefühl haben, ihr würdet den Erfolg, den ihr mit eurem Debütalbum eingefahren habt, nur ausschlachten wollen. Ärgerst du dich über derartige Vorwürfe?

Ryan Needham: Davon habe ich bisher, ehrlich gesagt, noch nichts mitbekommen. Aber weißt du, es wird immer Leute geben, denen irgendwas nicht gefällt, die stets das Haar in der Suppe suchen und versuchen alles madig zu machen. Das ist nun mal so. Damit können wir leben. Die, die uns kennen, wissen genau, dass es uns bei der Band nicht um den Erfolg geht. Natürlich freuen wir uns auch darüber, dass “Ratworld” so gut angekommen ist. Aber das ist für uns nur zweitrangig. Wir wollen einfach nur Musik machen. Wenn das Verlangen nach Reichtum und Erfolg unser Antrieb wäre, hätten wir sicherlich andere Musik am Start (lacht).

MusikBlog: Apropos: Wie würdest du euren Sound eigentlich beschreiben?

Ryan Needham: Gar nicht. Das sollen andere Leute übernehmen.

MusikBlog: Also für mich klingt eure Musik wie ein kunterbuntes Grunge-Pop-Allerlei.

Ryan Needham: Ist das jetzt ein Kompliment?

MusikBlog: Absolut.

Ryan Needham: Dann stimme ich dir gerne zu (lacht).

MusikBlog: Auf der neuen EP schließt ihr meiner Meinung nach nahtlos an den Sound eures Debütalbums an. Es gibt erneut unheimlich viel zu entdecken. Woher kommen all die Ideen?

Ryan Needham: Die sprudeln einfach noch so aus uns heraus. Da steckt kein Workshop dahinter. So ticken wir einfach. Wir verschließen uns vor nichts. Wenn etwas passt, dann nehmen wir es auch mit rein.

MusikBlog: Ihr habt ja alle auch diverse Nebenprojekte am Start. Inwieweit inspirieren euch diese musikalischen Zweitspielplätze wenn es um neue Menace Beach-Songs geht?

Ryan Needham: Ich denke, dass es für die kreative Entwicklung eines jeden von uns sicherlich von Vorteil ist, dass wir uns auch auf anderen Baustellen austoben. Sicherlich fließt davon auch einiges mit ein. Aber ich glaube, dass der Menace Beach-Sound auch ohne all die Nebenprojekte so klingen würde, wie er nun mal klingt. Wir nutzen all die anderen Bands also nicht bewusst als Inspirationsquellen. Es geht dabei eher darum, auch außerhalb der Menace Beach-Strukturen Musik zu machen, die uns gefällt – die aber hier und da vielleicht nicht so ganz ins eigentliche Schema passt.

Wir wollen uns einfach ausprobieren, neue Sounds kennenlernen und unseren musikalischen Horizont erweitern. Ich spiele beispielsweise nebenbei noch in einer Pop-Punk-Band, während Liza an spannenden neuen Soundmodulen rumbastelt. Die andern sind ebenfalls mit irgendwelchen künstlerischen Dingen beschäftigt. Bei uns steht einfach nichts still. Jeder hat irgendwo seine Finger mit drin.

MusikBlog: Ist es, bei so viel Begeisterung und Tatendrang, nicht auch schwierig, alle zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen Tisch zu bringen?

Ryan Needham: Nein, eigentlich nicht. Aber es ist schon seltsam. Normalerweise müsste viel mehr Chaos bei uns herrschen. Vor allem, wenn es um logistische Dinge geht. Aber das funktioniert alles einwandfrei. Sobald es um Menace Beach geht, pausiert alles andere.

MusikBlog: Also besteht auch nicht die Gefahr, dass irgendeines dieser Nebenprojekte irgendwann einmal das Zepter übernimmt und Menace Beach in den Schatten stellt?

Ryan Needham: Nein, ich denke nicht. Aber wenn, dann wäre das auch in Ordnung. Wir ziehen hier keine Grenzen. Jeder soll seinen Spaß haben.

MusikBlog: Das klingt alles so schön druckbefreit und fernab von gängigen Standards. Gibt es etwas Schöneres als ein Menace Beach-Member zu sein?

Ryan Needham: Bestimmt (lacht). Aber wir sind alle happy, so wie es ist. Wir haben ein tolles Debütalbum aufgenommen, waren mit Drenge und The Cribs auf Tour, haben den Sommer fast durchgehend auf Festivals verbracht und schieben nun noch eine EP nach, mit der wir ebenfalls total zufrieden sind. Außerdem toben wir uns alle auch noch in diversen anderen Projekten aus. Das hat schon was. Ich bin glücklich. Und ich denke, den anderen geht es ähnlich.

MusikBlog: Es wird auch gemunkelt, dass ihr bereits an eurem zweiten Album tüftelt. Ist da was dran?

Ryan Needham: Wir werden definitiv ein zweites Album aufnehmen. Das kann ich dir auf jeden Fall schon mal versprechen (lacht). Vielleicht arbeiten wir auch schon dran. Vielleicht aber auch nicht. Lasst euch einfach überraschen. Wir werden euch diesbezüglich natürlich auf dem Laufenden halten.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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