Die TonHalle in München hat eine besondere Tradition. Dort haben nämlich einige der besten Konzerte der letzten Jahre stattgefunden, wie z.B. von Bloc Party, Arcade Fire oder Interpol. Jede dieser Bands hat ihren einen Übersong („Ion Square“, „Rebellion (Lies)“, „Not Even Jail“) und auch die Editors haben einen solchen, wie man weiß. Gestern waren sie im Rahmen ihrer aktuellen  Tour in der TonHalle zu Gast.

Nach dem Support The Twilight Sad beginnt es geheimnisvoll mit dem ruhigen „No Harm“ vom neuen Album „In Dream„, der auf nahezu dunkler Bühne ohne viel Bewegung performt wird. Dann geht es jedoch richtig los mit „Sugar“ vom von Musikexperten unterschätzten Vorgänger „The Weight Of Your Love“ im geliebten Editors-Sound, der sofort die Halle zum Beben bringt.

Tom Smith, gestern wie üblich im weißen Hemd und schwarzer Röhrenhose, hat seinen Hang zu unpassenden Bewegungen („Pfötchenstellung“, Gitarre-Spielen in Rückenlage, etc.) nach wie vor nicht verloren und sieht manchmal aus, als würde er allein zu Hause vor dem Spiegel das Tanzen üben. Aber er macht gute Stimmung und das Publikum bejubelt sein Gitarrensolo in „An End Has A Start“ mit frenetischem Hände-über-dem-Kopf-Klatschen.

Ähnlich wie bei BOY wirkt die Darbietung der ersten Stücke etwas routiniert. Das ändert sich dann mit „Racing Rats“, bei dem auch die Band richtig warmläuft. Tom spricht danach zum ersten Mal und fragt sein übliches „Is everybody ok?“ an die Gäste. Die Stimmung ist nun phantastisch und steigert sich weiter mit „Formaldehyde“, zu dem die Zuschauer*innen wieder eifrig klatschen, während die überdimensionierten Stablampen an der Bühnenwand fallende Regentropfen visualisieren.

Es folgt der im ersten Absatz angekündigte Übersong „Smokers Outside The Hospital Doors“, für den man die Editors immer lieben wird und ihnen auch getrost Alben wie „In This Light And On This Evening“ verzeihen kann. Leider wird dieser Titel, dessen Stärke durch seinen Bombast und Gitarrensound bestimmt wird, als Akkustikversion nur von Tom Smith aufgeführt. Eine merkwürdige Entscheidung, offenbar wollen die Editors nicht nur auf diesen Titel reduziert werden oder sich davon distanzieren oder was auch immer. Dafür singt das Publikum sehr schön mit.

Der Hauptteil des Konzerts wird sehr stimmungsvoll beendet mit einem Dreierblock:

1. „A Ton Of Love“, dem Song mit der markanten Gitarren-Hookline, die auch von Simon Hinkler von The Mission hätte stammen können.

2. „Nothing“ – dem besten Stück auf „The Weight Of Your Love“, welches sehr ergreifend vorgetragen wird und den Zuschauern in Erinnerung ruft, dass Tom Smith wirklich sehr gut singen kann.

3. „Munich“ vom ersten, den meisten sicher unbekannten Album „The Back Room“ von 2005, von Tom Smith nach einem „Danke schön“ passend mit „This song is named after your town“ angekündigt.

Die Zugabe lässt dann nur zwei Minuten auf sich warten und die Editors geben nochmal alles, auch die Lightshow rüstet sich zum Endspurt. Der dritte Titel der Zugabe und letzter des Abends ist dann „Marching Orders“, der auch auf dem aktuellen Album den Abschluss bildet. Danach verbeugen sich die Fünf händehaltend vor dem Publikum und verabschieden sich.

Eine sehr gelungene, solide Show, die sicher nicht nur mir einige bisher zu wenig beachtete Editors Songs in Erinnerung gerufen hat. In die Tradition der berühmten TonHalle-Konzerte kann sie sich jedoch nicht einreihen.

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