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The Jezabels – Synthia

Nachdem ihre letzte Platte „The Brink“ nicht an das bereits vier Jahre zurückliegende Debut „Prisoner“ anknüpfen konnte, melden sich die australischen Pop-Schöngeister The Jezabels mit dem nächsten Versuch zurück. Damit die Suche nach der ganz großen Melodie im dritten Anlauf gelingt, haben sie mit Lachlan Mitchell den Produzenten vom Erstling zurück an Bord geholt.

Der Album-Name „Synthia“ steht für eine griechische Mondgöttin, kann aber alternativ auch Sinnbild für andere Persönlichkeiten sein. Für Sängerin Hayley Mary ist beispielsweise Cindy Lauper, die ihre große Zeit in den 80ern hatte, eine solche Erscheinung. Und zwar nicht nur wegen ihrer Songs, sondern auch wegen ihres Beitrags zur Emanzipierung der Frauen im Pop-Geschäft.

Da passt es, dass auf der neuen Platte den von Keyboarderin Heather Shannon gesammelten Tasteninstrumenten eine tragende Rolle zugeteilt wird und sich der Sound nicht selten an dieser schillernden Musik-Epoche orientiert, obwohl dies ausdrücklich nicht das Konzept der Produktion gewesen ist.

Bis zu vier Tracks pro Woche entstanden, 10 davon fanden ihren Platz auf „Synthia“. Mit „Stand And Deliver“ legt die Band dann auf einer emotionalen Berg- und Talfahrt los als gebe es kein Morgen. Mal ist es ist still, mal wird es laut, Shannons Synthies blubbern klar wie eine Bergquelle, Samuel Lockwood entlockt der Gitarre ein hymnisches Spiel, das Schlagzeug von Nik Kaloper treibt alles voran, und Hayley Mary feiert über sieben Minuten lang eine Hommage an das Leben und die Liebe.

Seinem Grundkonzept bleibt das Quartett treu, aus den dicht gewobenen Keyboardteppichen entwickeln sich die Melodien erst sanft, werden wie in „Come Alive“ langsam aber unaufhaltsam zum Sturm oder packen in „My Love Is My Disease“ überfallartig zu.

Kernelement bleibt der Gesang, welcher melancholisch, mysteriös, lasziv oder theatralisch die Stimmung regiert, sich manchmal in derartig in die Höhe schraubt, dass es fast ein wenig überzeichnet wirkt.

Der Hüftwackler „Pleasure Drive“ und „Unnatural“ sind unverhohlene Verneigungen vor den Eighties, in Dream-Pop Gefilden bewegt sich „A Message From My Mothers Passed“. Dass die Songqualität nicht leidet, wenn in Sachen Bombast abgespeckt wird, beweist „Flowers In The Attic“.

Am Ende schließt sich mit „Stamina“ nicht nur wegen seiner Laufzeit der Kreis zum Opener, es wird noch einmal alles in die Waagschale geworfen, was – wie hier richtig zusammengesetzt – den perfekten Pop-Song formt. Seinen Vorgänger übertrifft das Album, hinterlässt trotzdem den Eindruck, dass auch diesmal der letzte Zug zum Tor fehlt. Bei aller Gefälligkeit wird die Platte ab der Mitte ein wenig vorhersehbar, es fehlt das überraschende Element.

Die leidenschaftliche Live-Band kann ihre geplante Tour wegen der Krankheit von Heather Shannon leider nicht starten. Wir wünschen ihr gute Besserung!

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