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X Ambassadors – VHS – Kings of Interlude

“VHS”- so heißt neben der guten alten Video-Kassette (kein Zufall?) auch die Debüt-Platte der vierköpfigen Alternative Rock-Pop-Bande X Ambassadors aus Ithaca, New York. Was zuerst auffällt: Ganze 20 Songs! Was dann auffällt: Song reiht sich an Interlude, reiht sich an Song, reiht sich an Interlude… und so fort!

‘Interlude’ – im altmodischen Deutsch auch ‘Zwischenspiel’ genannt – ist eine Erfindung aus einer Zeit, als die Shuffle-Taste noch im Verborgenen lag und man den Glauben an das Metakonzept des ehrlichen Konzeptalbums noch nicht ganz aufgegeben hatte; eben als man Alben noch am Stück und ohne Unterbrechung hörte. Interludes gelten zurecht (!) als verstaubtes Relikt angesichts von Streaming- und On-demand-Kultur. Heutzutage wirken Interludes auf Alben wie eine Kampfansage. Nicht zuletzt sind sie vor allem eines: nervig! Doch waren sie dies nicht immer schon?

In ihrer jetzigen Formation gibt es X Ambassadors seit 2010. Keine zwei Jahre später konnten die vier beim Major-Labol Universal veröffentlichen. 2014 startete die Band dann ihren Durchbruch; durch die Zusammenarbeit mit Jamie N Commons und nicht zuletzt dadurch, dass sie den Soundtrack lieferten zu einem berühmten Kopfhörer-Werbespot und den Trailer-Song zur zweien Staffel der Serie “Orange Is The New Black”. “Jungle” wurde in den USA gleich ein Chart-Hit, in Großbritannien und Deutschland landete er in den Top 20 und 50.

In den USA ist “VHS” bereits im Sommer 2015 veröffentlicht worden. In Deutschland musste man sich noch ein wenig gedulden (oder alternativ die beiden EP’s “Love Songs, Drug Songs” (2013) oder “The Reason” (2014) rauf und runter hören), obwohl “Renegades”, der zweite Song auf dem Album, bestens aus den Radiosendern dieses Landes bekannt sein sollte.

X Ambassadors – zusammengesetzt aus Sänger und Gitarrist Sam Harris, Bruder Casey am Keyboard, Gitarrist Noah Feldshuh und Schlagzeuger Adam Levin, haben da etwas ziemlich Feines kredenzt. Wie man so schön sagt: Das Ausharren hat sich gelohnt, denn X Ambassadors sind – im besten Wortsinn – ziemlich massentauglich. Die anderen beiden Single-Auskopplungen des Albums, “Jungle” und “Unsteady”, sind Indie-Rock-Songs in Reinform mit starken Folk-Pop-Einschlägen.

X Ambassadors sind nicht besser und nicht schlechter als unbekanntere Hausnummern, die im gleichen Musikgenre des Alternative-Rock/Indie-Pop angesiedelt sind. Sie haben ziemlich gute Kontakte und einen äußerst fähigen Sam Harris mit an Bord, der sich mit seiner Stimme wunderbar an den Sound anzuschmiegen versteht. Weiterer Pluspunkt: Auch die Labelkollegen der Band Jamie N Commons (“Jungle“, “Low Life”) und Imagine Dragons (“Fear”) sind auf „VHS“ zu hören.

“VHS” gleicht mehr einem Film, als einem Musikstück. Es geht um Bewegung und Geschwindigkeit, um die Sehnsucht, eingerostete Beziehungen und das enge Kleinstadtdasein hinter sich zu lassen.Die wichtigsten Zutaten: Kräftiger Rock mit Pop-Einschlag; dazu Leidenschaft auf einem rhythmischen Fundament. Hier erkennt man wahre Hip-Hop-Liebhaber.

Die Marketing-Nummer haben X Ambassadors heute nicht mehr nötig, sie füllen ganze Stadien. “VHS” ist ein Album, das Bestand haben kann und wird. Geheimrezept? Stilmaschine anwerfen, Schalter auf Maximum und ruhig ein bis zwei Minuten länger laufen lassen.

Was können wir erwarten? Schlichtweg gute Musik, die übrigens reichlich Potential für diverse Remixe bietet.

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