The Coral – Distance Inbetween – Umschmeichelnde Rauheit

Getreu dem Kettcar’schen Motto „Das Gegenteil von gut ist gut gemeint“ kann man The Coral mitnichten mit abgeflachten Stilschubladen oder bemühten Lobeshymnen gerecht werden. Am besten pflegt man eine ihrer zahlreichen Platten – seit 2002 (mit kurzer Kreativpause 2010 – 2014) gibt es so gut wie jedes Jahr ein Album von The Coral auf die Ohren, zuletzt „The Curse Of Love“ – einfach in die Soundmaschine des Vertrauens ein und lässt sich berieseln.

„Distance Inbetween“ ist ein Produkt aus den Parr Street Studios in Liverpool, gemeinsam aufgenommen mit dem Co-Produzenten Richard Turvey. Die zwölf Tracks wurden live und ganz im Sinne eines Konzeptalbums größtenteils in einem Take aufgenommen. The Coral lassen sich durchweg von ihrem Instinkt leiten, vertrauen ganz auf ihr Gefühl, wenn es darum geht, einen harmonischen und in sich stimmigen Sound zu kreieren.

Nach nunmehr acht Alben fällt es jedoch schwer, das The Coral-Rad ganz neu zu erfinden. Der Sound klingt immer noch ziemlich nach einer Mixtur aus Country, Psychedelic-Rock aus den 60ern und Folk. Darüber verteilt eine Prise Rock’n’Roll – Schublade Ahoi!

Mit den beiden Single-Auskopplungen im Dezember 2015 und mit Beginn des neuen Jahres bewiesen The Coral mächtig Feingefühl dafür, was sich gut anhört: „Chasing the Tail of a Dream“ und „Miss Fortune“ sind die bescheidenen Helden der Platte, das Vitamin B für die Novellierung ihres Sounds. Kenner könnten hierfür den Neuzugang und Gitarristen Paul Molloy (ehemals The Zutons) verantwortlich machen, Laien werden den Wechsel wohl einfach so zur Kenntnis nehmen.

„Distance Inbetween“ ist feinfühlig arrangiert und nicht zuletzt dank Turvey fachmännisch produziert. In der Art eines Konzeptes fügen sich die zwölf Songs gut ineinander zu einer Geschichte.

Aber auch einzeln funktionieren die Stücke als Fragmente sehr gut. „Distance Inbetween“ reicht den roten Faden von The Coral inhaltlich einfach weiter, die wellenförmigen Auswirkungen der Liebe („It’s You“, „She Runs The River“) schlagen auch diesmal voll zu, jedoch mit einer deftigen Portion Optimismus, einem Hauch des Ankommens im Nirvana.

Die Band-Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1996, als Frontmann, Sänger und Gitarrist James Skelly The Coral in Merseyside mit einigen Freunden aus der Nachbarschaft gründete. Mit Touren durch ganz England heimsten sich The Coral über die Jahre eine treue Fangemeinde mit ihrem Rock-, Fusion- und Folk-Mischmasch (im positiven Sinne!) ein. Es ging einige Zeit ins Land, bis die Band 2002 unter dem Label Deltasonic Records unter Vertrag gingen und ihr gleichnamiges erstes Album raushauten. Inzwischen haben sie sich durch Fernsehserien wie Scrubs auch in den USA eine gewisse Bekanntheit erspielt.

Überschäumende Lebensfreude, ausgedrückt durch Voll-auf-die-Zwölf-Rock – das war noch nie ein überzeugendes Merkmal von Coral-Songs (Na gut, ein bisschen deuten das Songs wie „White Bird“ und „Fear Machine“ doch an). Ansätze von Melancholie hören wir in Verschnaufliedern wie „Distance Inbetween“ und „Beyond The Sun“.

„Distance Inbetween“ ist dennoch ein wenig anders als seine Vorfahren, hebt mehr ab, trägt weniger Düsternis und Melancholie wie im Vorgänger-Album „The Curse of Love“ (2014). Unter’m Strich bleibt die aus den 60ern inspirierte Atmosphäre bestehen, die unverkennbaren Melodien und Refrains von Sänger James Skelly.

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