Nach ihrem EP-Anheizer „Not Above“ laden HÆLOS dieser Tage zur großen VÖ-Gala ihres Debütalbums „Full Circle„. Und die Trip-Hop-Welt steht Schlange. Alle spitzen sie die Lauscher, wenn die drei Briten Arthur Delaney, Dom Goldsmith und Lotti Benardout auf den Spuren von Bands wie Portishead, Lamb und Massive Attack wandeln. Mit ihrem cineastischen Klang-Kniefall vor den Großen der Branche, beweisen HÆLOS, dass sie derzeit völlig zurecht ganz oben auf den Hit-Listen von Freunden urbaner Club-Sounds stehen. Wir trafen die Band in Berlin und plauderten über musikalische Vergleiche, die Magie des Moments und die Schnittstelle zwischen Euphorie und Dunkelheit.
MusikBlog: Eure erste EP „Not Above“ sorgte vergangenen Sommer bereits für großes Aufsehen in der Szene. Ab März geht es auf große Nordamerika-Tournee. Eure Debütalbum „Full Circle“ steht auch schon in den Startlöchern. Klingt nach einem Durchmarsch in den Pop-Olymp. Wie fühlt ihr euch dieser Tage?
Dom Goldsmith: Wir sind sehr happy über die Entwicklung. Momentan greift wirklich ein Rädchen ins andere. Wir hoffen natürlich, dass das auch so bleibt.
MusikBlog: Ihr werdet gern als Newcomer bezeichnet. Nervt euch das? Ich meine, ihr macht ja alle schon ziemlich lange Musik.
Dom Goldsmith: Das interessiert uns nicht. Ob wir als Newcomer bezeichnet werden oder als Band, deren Mitglieder bereits viele Musikjahre auf dem Buckel haben, spielt keine Rolle. Solange sich die Leute mit unserer Musik beschäftigen, passt das schon.
MusikBlog: Mir kam zu Ohren, dass aus zwei Bands eine wurde. Kann man das so stehen lassen?
Arthur Delaney: Ja, so in etwa. Lotti und Dom arbeiteten an einem Projekt. Und Dom und ich ebenfalls. Irgendwann trafen wir uns alle. Und plötzlich war da der Gedanke: Hey, warum machen wir nicht einfach etwas gemeinsam?
MusikBlog: Es hat also sofort Klick gemacht?
Arthur Delaney: Ja, absolut. Wir haben schnell gemerkt, dass wir musikalisch und menschlich auf einer Wellenlänge sind.
Dom Goldsmith: Das war auch sehr wichtig. Hätte es eine längere Anlaufzeit gebraucht, wären HÆLOS wahrscheinlich nie entstanden. Dafür waren die anderen beiden Projekte einfach schon zu weit.
MusikBlog: Lief seitdem alles reibungslos? Oder gab es auch Momente, in denen ihr Zweifel hattet?
Lotti Benardout: Natürlich gab es auch Augenblicke, in denen Dinge hinterfragt wurden. Das ist aber ganz normal, denke ich. Trotz der Magie, die sofort spürbar war, mussten wir uns ja erst einmal aufeinander einlassen. Das ist dann nicht nur eine künstlerische Herausforderung für jeden Beteiligten. Auch menschlich muss man sich neu orientieren. Es ging darum, sich zu öffnen. Das war nicht immer einfach. Aber schlussendlich kamen wir immer zu einem Ergebnis, mit dem alle happy waren. Niemand darf hinten anstehen. Alle sind gleich. Das ist der Schlüssel.
MusikBlog: Portishead, Massive Attack, Lamb: Ihr werdet bereits jetzt mit großen Namen in einen Topf geworfen. Freut euch das? Oder lässt das auch Druck entstehen?
Dom Goldsmith: Also ich könnte mir Schlimmeres vorstellen als mit diesen Bands verglichen zu werden. (lacht)
Arthur Delaney: Es ist doch so: Jede neue Band wird sofort mit anderen verglichen. So läuft das nun mal. Und das ist auch ok so. Ich meine, Bands wie Portishead oder Massive Attack sind Bands, die wir gerne hören. Und Hörgewohnheiten nisten sich irgendwann zwangsläufig mit in die eigene Musik mit ein.
MusikBlog: Eure Musik könnte aber auch als Soundtrack dienen.
Dom Goldsmith: Ja, auf jeden Fall. Wir stehen alle total auf Filme. Es geht uns um das Verschmelzen beider Richtungen. Da ist zum einen die Musik, die man gerne hört, wenn man Sonntag früh aus dem Club kommt. Und zum anderen ist da dieser filmische Vibe. Und geht es um die Melange.
MusikBlog: Eine bisweilen ziemlich emotionale Mixtur. In euren Texten geht es primär um gescheiterte Beziehungen, Drogensucht, Verlust und Misserfolg.
Dom Goldsmith: Wir sind alle keine Kinder von Traurigkeit. Wir haben alle unsere Erfahrungen gemacht. „Full Circle“ fungiert als emotionaler Katalysator. Dabei geht es aber nicht nur um uns. Jeder kann sich in unseren Songs und Texten wiederfinden.
Arthur Delaney: Zumindest jeder, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat.
Lotti Benardout: Musik ist eine Form der Selbsttherapie. Man schreibt Texte, um sich von Dingen zu befreien. Ein ganz normaler Prozess. Natürlich gibt es auch Musik, die positive Erfahrungen widerspiegelt. Das passiert auch in unseren Songs. Man muss sich nur intensiv genug mit ihnen beschäftigen. Es steckt auch viel Hoffnung in unseren Texten. Letztlich pendeln wir auf „Full Circle“ zwischen Euphorie und Dunkelheit. Das ist unser Grundthema.
MusikBlog: Ein Thema, das perfekt zur Musik passt.
Lotti Bernadout: Das sehe ich auch so. Wenn ich mir das Album anhöre, begebe ich mich nicht nur textlich, sondern auch musikalisch auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
MusikBlog: Ihr spracht vorhin von dem Gefühl, wenn man Sonntag früh aus dem Club kommt. Ist der eine oder andere Song des Albums auch in dieser Zeitphase entstanden?
Dom Goldsmith: Nun, viele Text-Skizzen finden definitiv ihren Ursprung im Morgengrauen. Das Arrangieren und das feine Ausarbeiten sollte man aber erst dann angehen, wenn man richtig wach ist. (lacht)
MusikBlog: Die Leute wollen eure Musik nicht nur im Radio hören. Sie wollen euch auch live erleben. Ihr habt bereits einige Amerika-Dates hinter euch. Ab März geht es erneut über den großen Teich. Wie wichtig ist euch das Livespielen?
Arthur Delaney: Für viele Elektro-Künstler ist es ein notwendiges Übel. Viele tüfteln lieber daheim an neuen Sounds herum. Wir hingegen lieben es, auf der Bühne zu stehen. Das ist unser Ding. Und wenn man nach Amerika eingeladen wird, dann klatscht man natürlich begeistert in die Hände. Wir freuen uns schon total auf die kommenden Shows. Wir freuen uns aber auch auf die Club-Shows in Europa. Wir wollen einfach nur viel unterwegs sein, den Leuten unsere Musik näherbringen und uns weiterentwickeln. Das ist unser Ziel. Und dafür sind wir momentan auf einem ziemlich guten Weg.
MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.