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Nonkeen – Oddments of the Gamble

Oddments – Überbleibsel. Nils Frahms nerdy Jam-Trio aus den Kindheitstagen, mit deutsch-deutschem Zeitgeschichtsaspekt, Nonkeen, hat über die Jahre einiges an Grundmaterial angesammelt. Somit gibt es bereits im Sommer Überbleibsel-Nachschlag von den Aufnahmesessions des Debütalbums „The Gamble“ aus dem Februar.

Nils Frahm macht mit Sebastian Singwald und Frederic Gmeiner nichts, was an seine postmodernen Pianokompositionen, umwoben mit dezenter Electronica, erinnern könnte. Mit Nonkeen jamt er sich die Kiffer-Affinität, die seine Kopfkinoreisen immer ein wenig evozieren, von der Seele.

Krautrock-Gewusel und verrauchte Jazz-Jam-Sessions stehen auf „Oddments Of The Gamble“ noch stärker im Vordergrund als auf dem Debüt und werden hier zu einem gefälligen Soundbrei, der der mitternächtlich aufblühenden intellektuellen Studenten-WG einen Soundtrack liefert.

Der Verdacht nährt sich, hier wird einer der zurzeit angesagtesten deutschen Indiependent-Musiker aus dem Kunst- und Kulturmilieu nach Kräften gemolken. Nils Frahm-Content gibt seit zwei Jahren ordentlich Likes, auch wenn Hauschka der bessere Neo-Klassik Pianist bleibt.

Schon auf der eben erschienenen Split-EP „Ellis“ von Woodkid und Nils Frahm ist der eigentliche musikalische Beitrag relativ dünn, freilich ist „Ellis“ aber ein Multi-Art-Project, das in erster Linie ein Kurzfilm sein will.

Dennoch: das Nonkeen’sche Rumgejamme Teil II ist selbstredend hübsche Krautrock-Musik eines sehr respektierten Musikers. Nur die Dringlichkeit seiner Veröffentlichung erschließt sich nicht.

Fast wie ein Ehernes Gesetz: etablierte Musiker drängen damit oder werden gedrängt, ihre kleineren Sideprojects aufgebläht an den Start zu bringen, oft weil ein kleines oder auch mal ein großes Label hofft, damit Geld verdienen zu können.

Wes Borland, zum Beispiel, wild kostümierter Gitarrist der längst lachhaften Nu-Metal-Rock-Rüpel Limp Bizkit, hat dieses Jahr ein überraschend cooles Jam-Session-Soloalbum veröffentlicht, welches erstaunlich ähnliche Krautrock-Spielerein enthält.

Oder Hot Chips Alexis Taylor, auch er jammt sich mit seiner Sidecrew About Group funky die Experimentierfreudigkeit aus dem Leib.

Es gehört zu den verstörenden Eigenschaften unserer Konsumgesellschaft, dass das Gros der Nils Frahm’schen Anhängerschaft stilbewusst einen Teufel tun und sich niemals im schnöden Limp Bizkit-Morast oder in den teeniehaften Indietronica-Wäldern Hot Chips verlaufen wird, und ergo seltener zu der Feststellung gelangen dürfte, dass, erstens, etablierte Musiker aller Couleur in ihrer Freizeit erstaunlich ähnlich vor sich hin krautrocken, und dass, zweitens, man das Ganze als Nils Frahm durchaus schon irgendwie machen kann, eine Resteverwertung mit Nonkeen, aber man muss es auch nicht.

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