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Daniel Woolhouse – What’s That Sound

Nach zwei Alben als Deptford Goth legt Daniel Woolhouse den irreführenden Künstlernamen ab.

Zwar hat er sich auf „Life After Defo“ (2013) und „Songs“ (2014) den Namen eines unverbesserlichen Melancholikers erspielt, mit Gothic hatte seine Musik trotzdem nie was am Hut. Vielmehr profilierte Woolhouse sich bisher mit seinen sparsam instrumentierten Songs stets irgendwo zwischen unaufgeregtem Rhythm and Blues und unterkühltem Elektro-Pop.

Stilistisch gesehen ist das unter Klarnamen veröffentlichte „What’s That Sound?“ deshalb durchaus eine Art zweites Debüt. Wo bisher oft klirrende Synth-Flächen die Grundlage für Woolhouses gefühlige Vocals bildeten, glüht sein neues Album stellenweise wie ein Kaminfeuer.

So strahlt etwa der Opener „Crazy Water“ eine schon fast weihnachtliche Wärme aus. Die Glöckchen im Hintergrund sind daran sicher nicht ganz unschuldig, aber vor allem der gospel-inspirierte Refrain schlägt für die bisherigen Verhältnisse des vollbärtigen Briten geradezu euphorische Töne an.

Auch „Graffiti“ geht ungewöhnlich stramm vorwärts und verknüpft eine funky Bassline mit knurrenden Gitarren und dem Sänger im vollen R’n’B-Modus zu einer hoffnungsvollen und eingängigen Popnummer.

„Dreamt I Was A Ceramicist Too“ und „Map Of The Moon“ atmen mit schwebenden Synthesizern und viel Hall auf der Stimme wiederum reinen Eighties-Synthpop-Spirit.

In „Skeleton“ wird vielleicht am deutlichsten, wie sich Woolhouses bisher stets leicht deprimierte Lo-Fi-Songs ins neue organischere Klangbild übertragen: Zu einer einsamen Akustikgitarre wird er mit Zeilen wie „I know I’m only part of a wider mistake“ noch einmal kurz (fast) ganz der Alte.

Dazu will der Song „Tomorrow’s Egg“ mit seiner schrägen E-Gitarre, dem eiernden Rhythmus und dem hymnischen Indiefolk-Gesang dann wieder so gar nicht passen. Muss er aber auch nicht, denn die unterschiedlichen Ansätze im Songwriting verraten schon: Insgesamt ist „What’s That Sound?“ ein Aus- und Rumprobier-Album.

Daniel Woolhouse setzt seine Melodien immer wieder anders in Szene, testet Sounds auf Kompatibilität und scheint es generell darauf abgesehen zu haben, dem Publikum öfter mal die Frage im Albumtitel ins Bewusstsein zu holen. Weil er darüber nicht vergisst, gute Songs zu schreiben, hört man ihm dabei sehr gern zu.

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