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Wir waren zu Beginn viel zu höflich – Soft Hair im Interview

Schon bevor man die ersten Töne von Soft Hair gehört hat, weiß man, dass sich Connan Mockasin und Sam Eastgate gesucht und gefunden haben. Dazu muss man lediglich das Artwork des ersten gemeinsamen Albums der beiden Weirdo-Popper betrachten, auf dem das Duo als Adam und Eva mit schillernd-geschmeidiger Mähne posiert. Nachdem die beiden Musiker vor einigen Jahren bei ihrer ersten Begegnung auf der Party eines A&R-Typen in Streit gerieten, entwickelte sich in den folgenden Jahren eine tiefe Freundschaft zwischen ihnen, deren Ergebnis die acht Songs von „Soft Hair“ sind. Darauf verschmelzen Psychedelic-Pop mit Disco-Schmelz, treffen funky Bass-Läufe auf eiernde Synthie-Figuren und über diesem Gebräu jaulen, kieksen und hauchen Connan Mockasin und Sam Eastgate aka LA Priest um die Wette. Wir sprachen mit Connan über die vielen Entstehungsorte von „Soft Hair“, seine Abneigung gegen Studios und den Film, den das Duo vielleicht irgendwann dreht.

MusikBlog: Nach einer kleineren Auseinandersetzung auf einer Party hast du Sam Eastgate wirklich kennen gelernt, als seine damalige Band Late Of The Pier dich als Support mit auf Tour nahm. Wie schnell habt ihr gemerkt, dass ihr musikalisch und persönlich miteinander harmoniert?

Connan Mockasin: Ziemlich schnell. Wahrscheinlich schon am zweiten oder dritten Tag, den wir auf Tour zusammen im Bus verbracht haben. Davor waren wir allerdings sehr schüchtern, haben eigentlich kaum miteinander gesprochen.

MusikBlog: Ihr habt dann ja auch bereits 2008 zusammen Musik aufgenommen. Hattet ihr da bereits die Idee, diese Songs irgendwann zusammen zu veröffentlichen?

Connan Mockasin: Nein, wir haben zunächst einfach Musik gemacht, ohne groß darüber nachzudenken. Daraus entstand dann die Idee, gemeinsam einen Film-Soundtrack zu komponieren. Und daraus hat sich dann nach und nach dieses Projekt entwickelt. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann das passiert ist, weil es schon ein paar Jahre zurückliegt und auch dieses Album schon eine ganze Weile fertig ist. Gerade weil das Album nun schon etwas älter ist, bin ich sehr gespannt, wie die Hörer darauf reagieren.

MusikBlog: Warum hat es denn überhaupt so lange gedauert, bis „Soft Hair“ erscheint?

Connan Mockasin: Dafür gibt es keinen speziellen Grund, wir waren wohl beide mit unseren eigenen Projekten beschäftigt – ich habe „Caramel“ veröffentlicht, Sam hat als LA Priest „Inji“ veröffentlicht. Dadurch gab es eine längere Phase, in der wir überhaupt nicht mehr über Soft Hair gesprochen haben.

MusikBlog: Und fühlt es sich komisch an, nun Musik zu veröffentlichen, die schon einige Jahre alt ist?

Connan Mockasin: Ja, das ist tatsächlich ziemlich schräg. Aber ich muss gestehen, dass es sich vor allem komisch anfühlt, nun darüber zu reden und Interviews dazu zu geben. An viele Ereignisse und Umstände erinnere ich mich einfach nicht mehr.

MusikBlog: Dennoch würde ich gerne noch mal über die Anfänge von Soft Hair sprechen. Du hast Sam Eastgate in Nottingham besucht und dort erste Ideen aufgenommen. Stammen viele Songs von „Soft Hair“ noch aus dieser Zeit?

Connan Mockasin: Ja, die meisten Songs entstanden in England bei Sam. Wir haben außerdem in Frankreich, Schweiz, London und Neuseeland aufgenommen.

MusikBlog: Sams Wohnung lag in einem heruntergekommenen Teil Nottinghams, in Neuseeland habt ihr dagegen in einem Haus direkt am Strand aufgenommen. Glaubst du, dass sich solche Kontraste in das Album eingeschrieben haben?

Connan Mockasin: Vielleicht, ich kann das bei meiner eigenen Musik nur schwer einschätzen – besonders in diesem Fall, weil es schon so lange her ist. Aber grundsätzlich spiegelt unsere Musik eher wider, wie wir uns fühlen, und nicht unbedingt den Ort, an dem wir aufnehmen. In jedem Fall kann man an einem Ort mit schönem Ausblick, an dem man sich sicher fühlt, leichter kreativ sein.

MusikBlog: Du hast die vielen Orte aufgezählt, an denen ihr „Soft Hair“ aufgenommen habt. Dabei habt ihr allerdings nie ein herkömmliches Studio aufgesucht. Mögt ihr keine Studios?

Connan Mockasin: Ich fühle mich in Studios nicht wohl. Besonders wenn es namhafte Studios sind, in denen schon viele berühmte Werke entstanden sind. Ich bin lieber zuhause mit meinem eigenen Equipment, das ich kenne und beherrsche, als in einem Studio mit diesen vielen Knöpfen, bei denen ich nicht weiß, wozu sie gut sind.

MusikBlog: Da die Songs in verschiedenen Etappen entstanden sind: Habt ihr dazwischen auch jeweils alleine an den Songs gearbeitet?

Connan Mockasin: Wir haben viele Songs zusammen geschrieben, aber manchmal hatte auch einer von uns eine halbfertige Idee, die der andere dann wiederum weitergedacht hat. Das hat sehr gut funktioniert, obwohl ich zuvor noch nie so eng mit einer anderen Person zusammen Musik geschrieben habe. Seitdem habe ich immer mal wieder anderen Musikern kollaboriert, aber dieses Album mit Sam war der erste Vorstoß in diese Richtung.

MusikBlog: War es zunächst schwierig, einen anderen Menschen in diesen Prozess mit einzubeziehen?

Connan Mockasin: Ja, das war schwierig und es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir uns dabei wohl gefühlt haben und uns wirklich darauf einlassen konnten. Wir waren zu Beginn auch viel zu höflich, um zuzugeben, dass wir eine Idee nicht mögen. Doch nach einer längeren Eingewöhnungsphase hat sich Soft Hair in eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit verwandelt.  

MusikBlog: Hat die positive Erfahrung mit Soft Hair dich dazu gebracht, diese anderen Kollaborationen auszuprobieren?

Connan Mockasin: Nein, das glaube ich nicht. Ich bin immer daran interessiert, mit einer Person zusammen Musik zu machen – wenn ich die Person und ihre Musik mag. Das war auch schon vor Soft Hair so.

MusikBlog: Du hast in einem Interview zu deinem Soloalbum „Caramel“ gesagt, dass du immer in Alben denkst und gar nicht so sehr an einzelnen Songs interessiert bist. War das auch bei Soft Hair so?

Connan Mockasin: In gewisser Weise schon. Wir hatten ja die Idee eines Soundtracks, deshalb gab es eine Verbindung zwischen den Stücken. Wir wollten ursprünglich auch den Film zu diesem Soundtrack drehen, aber das hat leider nicht geklappt. Vielleicht ja in der Zukunft.

MusikBlog: Worum dreht sich dieser Film denn?

Connan Mockasin: Viel will ich darüber nicht verraten, weil wir den Film vielleicht noch drehen werden. Es geht um Kreaturen, die durch einen Virus in Menschen verwandelt werden und die unter der Erde hausen – unter einer Stadt, die Miami ähnelt. Das ist die Ausgangslage.

MusikBlog: Über dein Soloalbum „Caramel“ hast du außerdem gesagt, dass du erst den Titel hattest und dann Songs geschrieben hast, die zu diesem Titel passen. War es bei Soft Hair womöglich ähnlich, klingen die acht Songs nach seidigem Haar?

Connan Mockasin: Nein, bei Soft Hair gab es erst die Musik und dann den Namen. Und den haben wir uns auch nicht selbst ausgedacht. Auf einer Party hat uns eine Frau ein Kompliment gemacht, dass wir zwei Männer mit sehr schönem seidigem Haar seien. Da dachten wir, dass das doch eigentlich ein guter Name für unsere Band wäre.

MusikBlog: Passend zum Namen posiert ihr auf dem Cover auch mit besonders eindrucksvollen Frisuren. Wie kamt ihr auf die Idee, euch als Adam und Eva ablichten zu lassen?

Connan Mockasin: Diese Frage müsstest du Théo Mercier stellen, denn er hat das Artwork entworfen. Wir haben ihm lediglich die grobe Geschichte gegeben und ihm ansonsten völlig freie Hand gelassen.

MusikBlog: Ihr habt als Soft Hair aber nicht nur Musik komponiert, sondern auch neue Instrumente wie einen Schlagzeug-Roboter erfunden. Kann man irgendeine dieser Erfindungen auf dem Album hören?

Connan Mockasin: Wir haben diese Instrumente gebastelt, weil wir darüber nachdachten, als Soft Hair aufzutreten. Wir wollten aber auch live nur zu zweit auftreten und haben uns deshalb Instrumente ausgedacht, die uns helfen würden, den Sound des Albums auf der Bühne umzusetzen. Aber weil wir dann das Album gar nicht veröffentlicht haben und deshalb auch nicht aufgetreten sind, haben wir diese Pläne wieder verworfen.

MusikBlog: Und wollt ihr nun mit dem Album auf Tour gehen, wenn es endlich erscheint?

Connan Mockasin: Wir werden wohl erst einmal abwarten, wie die Reaktionen auf das Album ausfallen. Aber wenn wir nun auf Tour gehen, müssen wir auch nicht zwangsläufig nur zu zweit auftreten. Das war einfach eine fixe Idee, mit der wir uns eine Weile beschäftigt haben.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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