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Ivory Clay – Doubt

„Doubt“ von Ivory Clay klingt, wie nachts durch die Stadt streifen. Nach vorbeiziehenden Lichtern und den schattigen Gesichtern gestreifter Fremder.
Man muss das Album ein paar Mal hören, um zu erkennen, wo das Akustische aufhört und das Elektronische anfängt. Und so ganz sicher kann man sich dann eigentlich immer noch nicht sein.

Dieses musikalische Gewebe verstehen Nino Peschel und Pulad Mohammadi als eine Art Parabel. Es ist ihre Art, sich mit den mehr und mehr verschwimmenden Grenzen zwischen Menschsein und Technologie auseinander zu setzten. Oder mit dem Widerspruch, in einer Gesellschaft zu leben, in der Hedonismus auf größte Not trifft.

Vor allem Letzteres wird auch in dem bereits veröffentlichten Video zu „Towards The Open Night“ verhandelt, einer collageartigen Sozialkritik, die ihren grell bunten Finger auf Themen wie Flucht und gesellschaftliche Verantwortung legt. Der künstlerische Duktus des Clips lässt ahnen: Die beiden wissen, was sie tun. Es ist noch nicht lange her, dass Pulad sein Studium als Meisterschüler an der Kunstakademie in Düsseldorf abgeschlossen und Nino die IFS in Köln als ausgebildeter Kameramann verlassen hat.

Und jetzt soll es also Musik sein. „Doubt“ ist das Debütalbum der Zwei, die schon seit fünf Jahren gemeinsam Musik machen. Eine fein durchgestaltete Platte ist es geworden, auf der ein Track den nächsten abholt, auf ihm aufbaut. So scheint es, als durchzöge „Doubt“ ein Gedanke, der von Song zu Song weitergesponnen wird.

Dabei beweisen Ivory Clay ein Gefühl für Stimmungen, die sorgfältig gegeneinander ausgelotet und übereinandergelegt werden. Wie zum Beispiel in dem ersten Titel „Clouds“, in dem kleine, fast süße Melodien über das melancholische Bett verteilt liegen, als wäre es ihre Aufgabe, zu trösten.

Oder „Serum“, das mit einem ganz leisen Piepen beginnt, ähnlich wie ein Feuermelder. Darüber legen sich dann nach und nach die anderen Elemente des Stücks. Das Piepen verklingt mit dem Einsetzen der warmen Streicher. Das Irritationsmoment bleibt.

Ebenso, wie „Doubt“ seine Hörer*innen mitnimmt, entlässt es sie auch wieder. Mit „Voyager“ endet das Album, ist stetig ruhiger geworden, die Instrumente schweigen jetzt und nur noch Ninos Stimme ist zu hören. Beat, Beat, Beat. Und weg.

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